Comic Kritiken

Kritik – Rorschach Band 1 – Watchmen-Kult im DC Black Label – Tom King

Rorschach ist eine der bekanntesten, wenn nicht gar die bekannteste Figur aus Watchmen. Dem legendären Comic von Alan Moore und Dave Gibbons, welches in den Achtzigern die Comic-Welt auf den Kopf stellte. Der Vigilant mit der sich stetig verändernden Maske gilt als Kult. Heute, rund 35 Jahre später, hat sich daran wenig geändert. Star-Autor Tom King und Zeichner Jorge Fornés hauchen dem Antihelden im DC Black Label neues Leben ein. Doch lohnt sich der Auftakt der zwölfteiligen (hierzulande in vier Sammelbänden erscheinenden) Reihe?

Rorschach ist tot! Der Trenchcoat tragende Verbrecherjäger starb angeblich während einer Alien-Invasion an der Seite von Dr. Manhattan und Adrian Veidt, a.k.a Ozymandias. Heute, rund 35 Jahre später, sterben ein scheinbar neuer Rorschach und dessen Komplizin bei einem versuchten Attentat auf einen US-Präsidentschaftskandidaten. Das alles klingt zu seltsam. Ein Detective nimmt sich dem Fall an und beginnt zu ermitteln. Steckt etwa mehr hinter alledem? Womöglich hat man es hier mit einer echten Verschwörung zu tun. Sofort beginnen die Ermittlungen, welche ihn zu einem alten Mann führen, der Comics zeichnet. Aber verbirgt der Mann womöglich ein Geheimnis?

Als Alan Moore und Dave Gibbons 1986 angefangen haben Watchmen zu veröffentlichen, haben sie sicherlich nicht erwartet, dass Rorschach auch Jahrzehnte später noch solch ein Aufsehen erregen wird. Dabei widerspricht der Charakter eigentlich den typischen Zügen eines Helden. So richtig in eine Schublade passt Walter Kovacs, so sein eigentlicher Name, nicht. Der durch ein traumatisches Leben geplagte Vigilant hat auf die Frage nach gut und böse nur eine Ansicht und diese ist extrem konservativ. Ähnlich wie der Punisher, nimmt er den Kampf gegen das Verbrechen in die eigenen Hände und versinkt durch den stetigen Anblick von Übel und Leid langsam aber sicher darin. Ein Antiheld durch und durch, ohne dabei einer sein zu wollen.

Eine Rorschach Maske findet man zu dutzenden in den verschiedensten Geschäften (Bild: Panini Verlag/Renes Nerd Cave)
Wer hätte nicht gerne eine Maske des Kult Charakters?! (Bild: Panini Verlag/Renes Nerd Cave)

Rorschach, Tagebuch-Eintrag 2020 – Ein neues Kapitel beginnt!

Watchmen galt lange Jahre als unantastbar. Als Zack Snyders Kino-Adaption 2009 erschien, änderte sich dieser Status langsam. Eine Riege großartiger Künstler (u.a. Brian Azzarello, Lee Bermejo uvm.) sollte mit der „Before Watchmen“ Reihe einen neuen Blickwinkel auf die Charaktere des Klassikers geben. Die Reihe wurde jedoch mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Als die Charaktere des NY-Times Bestsellers dann in Doomsday Clock in das reguläre DC Comics Universum eingeführt wurden war klar, dass es dabei nicht bleiben wird. So liefert der Ex-CIA Mitarbeiter Tom King uns eine Crime-Noir Story, welche irgendwo zwischen dem klassischen Comic und der HBO-Serie angesiedelt ist, welche 2019 ihre Premiere feierte. Garniert wird das Ganze mit Polit-Thriller Essenzen.

Wer hier jedoch eine direkte Fortsetzung erwartet, wird voraussichtlich enttäuscht. Der originale Rorschach starb vor 35 Jahren. Dass wir es hier also nicht mit Walter Kovacs zu tun bekommen macht Sinn…oder?! Wer weiß… In jedem Fall hat der hier enthaltene Rorschach auch nichts mit dem zu tun, den wir in Doomsday Clock zu Gesicht bekommen. Wo genau man die Handlung einordnen kann wird nicht ganz ersichtlich. Gut möglich, dass die kommenden Ausgaben diesen Faktor noch behandeln. In jedem Fall hat alles im Entfernten miteinander zu tun. Innerhalb der Handlung wird z.B. auf gewisse Ereignisse eingegangen, welche in der Welt der Geschichte passiert sind.

Grimmig wie immer! (Bild: Panini Verlag/Renes Nerd Cave)
Grimmig wie eh und je! (Bild: Panini Verlag/Renes Nerd Cave)

Flashback oder Moderne? Ich nehm´ beides!

Optisch macht Rorschach Band 1 definitiv spaß! Die Handlung ist zwar in 2020 angesiedelt, versprüht durch die Optik und dessen Atmosphäre aber einen klaren Achtziger Charme. Das unterstreicht nicht nur die Crime-Noir-Note der Geschichte, es passt auch wie die Faust aufs Auge. Jorge Fornés, der bereits bei dessen Batman-Run mit Tom King gearbeitet hat, verleiht der Geschichte einen stimmigen Look. Verfeinert wird dieser von den durchweg tollen Kolorierungen von Dave Stewart. Wenn der Detective in einem Diner seinen Recherchen nachgeht und die ganze Szenerie in warme Farben, inklusive Braunstich, gehalten ist, weiß die Optik klar zu überzeugen. Egal ob es Rückblicke sind oder die Arbeiten des Ermittlers – jede Szene wirkt homogen und lebt in ihrer Atmosphäre.

Das Fazit:

Rorschach Band 1 liefert uns mit dem Auftakt im DC Black Label die Ausgaben 1 bis 3 der Reihe. Autor Tom King nimmt sich darin Zeit um die Handlung ein wenig zu erläutern, sowie uns mit den Charakteren und dessen Geschichten vertraut zu machen. Es verspricht spannende Unterhaltung herauszufinden, was es mit dem „neuen“ Rorschach und dessen Gehilfin auf sich hat. Auch dürfte es interessant werden zu sehen, ob eventuelle Brücken zur Handlung der Serie gebaut werden. Ausufernde Action darf man im Auftakt der Reihe nicht erwarten. Dafür werden wir aber mit spannenden Ermittlungen, einer dichten Atmosphäre und einer ordentlichen Portion Spannung belohnt. Die Dynamik aus Crime-Noir und Polit-Thriller weiß vollends zu überzeugen und steht nicht zuletzt dank der tollen Zeichnungen von Jorge Fornés auch atmosphärisch seht gut dar. Klare Empfehlung!

Bewertung: 5 von 5.
  • Erstveröffentlichung: 15.06.2021
  • Autor: Tom King
  • Zeichner/Farben: Jorge Fornés/Dave Stewart
  • Seiten: 76
  • Preis: 15€ (Variant 22€)
  • Format: Hardcover
  • Genre: Superhelden/Crime/Thriller
  • Verlag: Panini Verlag

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