Kritik – Zack Snyder´s Justice League – Lang ersehnte Wiedergutmachung
Zack Snyder´s Justice League ist die lang ersehnte und von Fans geforderte Original-Fassung des Superhelden-Blockbusters, der 2017 bereits im Kino zu sehen war. Die Kinofassung geriet durch markante Nachdrehs und deutlichen Schwächen jedoch schnell in die Kritik. Schnell wuchs der Drang der Fans, die ursprünglich von Regisseur Zack Snyder angedachte Fassung sehen zu wollen. Jetzt, rund vier Jahre später, geht dieser Wunsch endlich in Erfüllung. Mit ganzen vier Stunden Laufzeit, ist diese dabei fast doppelt so lang. Doch weiß der Cut zu überzeugen? Das und viel mehr, erfahrt Ihr in meiner Kritik! Seit dem 18.03.2021 ist die Fassung über Sky Cinema und Sky Ticket zu sehen.
Nach dem verheerenden Kampf gegen Doomsday (in Batman V. Superman) ist Superman (Henry Cavill) tot. Die Welt trauert um ihren kryptonischen Helden. Doch damit ist die Gefahr noch lange nicht gebannt. Das weiß auch Batman (Ben Affleck). Er begibt sich auf die Suche nach weiteren Metawesen und Helden, welche ihm im Kampf gegen eine außeridische Übermacht beistehen sollen. Darunter befinden sich neben Wonder Woman (Gal Gadot – jüngst zu sehen in Wonder Woman 1984! Kritik? Hier!) und Aquaman (Jason Momoa), auch der quirlige Flash (Ezra Miller) und der halb Mensch, halb Android Cyborg. Zusammen wollen sie dem fiesen Steppenwolf den Garaus machen, der auf der Erde nach den drei Motherboxen sucht. Diese tragen große Macht in sich, welche eine noch größere Bedrohung freisetzen können. Schaffen sie die Invasion zu verhindern?
Zack Snyder musste das Projekt 2017 aufgrund von persönlichen Gründen und kreativen Ungleichungen verlassen. Sein Ersatz wurde Joss Whedon, der Regisseur von Marvels The Avengers. Dieser formte den Film im Anschluss jedoch ordentlich um. Rund 80% wurden neu gedreht. Dadurch unterscheidet sich die bisher bekannte Fassung deutlich von derer, die nun über HBO Max bzw. hierzulande über Sky erhältlich ist. Warner Bros. Pictures befürchteten, dass der Film zu düster und zu ernst sei und dadurch keine Konkurrenz zu den erfolgreichen Marvel-Filmen sein würde. Diese Rechnung ging allerdings nicht auf. Mit rund 660 Millionen USD Einnahmen, blieb der Film deutlich hinter der Konkurrenz zurück. Zack Snyder´s Justice League soll nun die Wogen zwischen dem Studio und den Fans glätten.
Wo liegt Snyder´s Unterschied?
Im Großen und Ganzen ist die Story des Films natürlich die Selbe. Mit 232 Minuten Laufzeit, ist Zack Snyder´s Justice League jedoch fast doppelt so lang. Daher erhalten wir natürlich deutlich mehr Input, welcher den Film letztendlich etwas runder gestaltet. Die Kinofassung hat nämlich das Problem, dass diverse Handlungen und Szenen etwas verwirren. So ist oftmals nicht ersichtlich, weshalb einzelne Dinge nun passieren. Die Langfassung bietet auf diesem Gebiet deutlich mehr. Auch der Ablauf der Geschichte wurde zum Teil verändert. Szenen die in der Kinofassung recht früh enthalten sind, sehen wir hier zum Teil erst später, oder gar nicht. Das liegt daran, dass Snyder keinerlei Szenen verwendet, welche Whedon gedreht hat. Wieso auch? Schließlich geht es hier um seinen eigenen Director´s Cut.
Besonders interessant empfand ich zu sehen, wie die Urspungsfassung einzelner Szenen aussieht. Wenn Batman Bruce Wayne zum ersten Mal auf den Atlanter Aquaman trifft, bietet Snyder´s Version deutlich mehr Tiefe und Handlung. Dadurch entsteht ein gänzlich anderer Drive, welcher dem Film zu gute kommt. Alles wirkt runder und ausgefeilter. Wie schon im Vorgänger Batman V. Superman, ist der allgemeine Tenor des Films deutlich düsterer und brachialer. Pathos und Ästhetik spielen immer eine große Rolle in den Filmen des Regisseurs. Sein Stil polarisiert – man mag ihn, oder eben nicht! Apropos Stil – Der Film ist in mehrere Kapitel unterteilt. Dies erinnert nicht nur an Quentin Tarantino. Es erleichtert ein pausieren, wenn die Zeit für den kompletten Film nicht reicht. Ein signifikanter Unterschied ist auch der, dass der Film nicht im Widescreen-Format, sondern in 4:3 daherkommt.
Zack Snyder´s Justice League – Wahr gewordener Fan-Traum?
DC Comics Fans haben es dieser Tage nicht immer leicht. Zumindest mit Blick auf Adaptionen der Comics. Zwar liefert Warner Bros. gelegentlich sehr gelungene Filme über die Helden und Schurken, aber ein verknüpftes Universum gestaltet sich bereits seit einigen Jahren als schwierig. Das größte Problem dabei ist die Inkonsequenz und Mutlosigkeit des Konzerns. Nach Man of Steel hätte man die einzelnen Charaktere mit Solo-Filmen etablieren können, ehe man sie gemeinsam auf die Leinwand bringt. Stattdessen wollte man sofortigen Erfolg und eine Konkurrenz zu Marvel bilden. Dieses Unterfangen ging ordentlich in die Hose. Spätestens, als man mit ordentlich Humor und helleren Farben vielen Fans der düstereren und ernsteren DC Comics vor den Kopf stieß, war das Projekt zum scheitern verurteilt. Mittlerweile möchte man wieder vermehrt eigenständige Filme und Projekte realisieren.
Zack Snyder´s Justice League ist düster, brachial und hat eine unglaubliche Anzahl Anspielungen und Easter Eggs. Es verwundert wohl kaum, dass Zuschauer ohne große Kenntnis der Comics, viele davon verpassen werden. Neben sehr offensichtlichen, wie dem Auftauchen einzelner Charaktere, finden sich auch sehr subtile. So spricht Flash u.a. davon, dass er fließend Gorilla-Zeichensprache kann. Ein Verweis auf einen seiner Erzfeinde. Diese und viele weitere Momente helfen dabei, eine gelungene und Comic-Affine Atmosphäre zu erreichen. Einzelne Szenen sorgen dabei für ordentlich Gänsehaut. Gelegentlich wirkt es gar so, als wären Comic-Seiten zum Leben erweckt worden. Der düsterere Ton steht dem Film und seiner Handlung dabei ungemein. Die reduzierte Anzahl an Witzen hilft dabei, dass diese entsprechend zünden und nicht übertrieben oder unpassend wirken.
Darkseid ist.
Snyder plante von Anfang an, einen der mächtigsten Gegner der Justice League in seinem Film einzubauen. Whedon schnitt diese Szenen jedoch gänzlich aus seiner Fassung heraus. Umso erfreulicher ist es, dass der mächtige Herrscher von Apokolips nun seinen Auftritt bekommt. Doch wer ist der Fiesling überhaupt? Darkseid debütierte 1970 in Supermans Pal Jimmy Olsen Ausg 134 von Comic-Legende Jack Kirby. In den folgenden Jahren erlangte er immer mehr Auftritte und steht heute auf Platz 6 der Top 100 Comic-Schurken aller Zeiten (IGN). Er hat ganze Heere von Untertanen und Soldaten unter sich, welche ganze Welten ohne Probleme auslöschen können. Definitiv ein Gegner, mit dem man lieber keinen Stress hat.
Trotz allem Lob, müssen auch die Schattenseiten betrachtet werden. So bietet der Film auf seine vier Stunden Laufzeit gerechnet viele Szenen, die durchaus hätten kürzer sein dürfen. Zwar entsteht nie wirklich Langeweile oder Leerlauf, gewisse Dialoge oder gar Szenen sind aber für den Fortlauf der Geschichte irrelevant. Das für heutige Standards untypische Format hat zwar durchaus seine Relevanz, jedoch wird wohl kaum jemand ein entsprechendes Heimkino haben, um das IMAX Format auch in seiner vollen Blüte genießen zu können. Weniger ein Kritikpunkt, aber dennoch erwähnenswert: Nach aktuellem Stand wird es keinerlei Fortsetzungen des Stoffes geben. Der Film endet zwar nicht mit einem wirklichen Cliffhanger, ich für meinen Teil würde aber wahnsinnig gern erfahren, wie gewisse Elemente fortgesetzt werden würden. Wer weiß – bis vor einem Jahr hätte auch niemand damit gerechnet, dass wir Zack Snyder´s Justice League jemals in seiner Urspungs-Fassung sehen werden.
Das Fazit:
Zack Snyder´s Justice League bietet mit seinen vier Stunden Laufzeit unglaublich viel Input. Der Film rund um Batman, Superman sowie Wonder Woman und dem Rest des Heldenteams wartet mit einer Vielzahl Anspielungen und Easter Eggs auf den Zuschauer, welche definitiv Fan-Herzen höher schlagen lassen. Sieht man sich den Film in dieser Fassung an, stellt sich mir definitiv die Frage, weshalb man Whedons Wirrwarr bevorzugte. Auch wenn hier noch lange nicht alles perfekt ist, spiegelt diese Fassung für mich das wieder, was ich an DC Comics liebe. Nämlich den Kontrast zu Marvels Universum. Die einzelnen Charaktere erhalten deutlich mehr Screentime und dadurch auch mehr Chancen, sich zu präsentieren. So erhalten vor allem Flash und Cyborg mehr Tiefe. Wichtig zu erwähnen ist, dass Snyder´s Fassung eben keine Fortsetzung ist, sondern eine alternative Film-Fassung. In meinen Augen bietet diese eine deutliche Aufwertung und weiß ganz klar zu überzeugen.
Wer den Film nicht per Streaming sehen will, hat ab Mai die Chance dazu. Dann nämlich, soll der Film auch auf Blu-ray sowie Ultra HD Blu-ray bzw. als Video on demand erscheinen!
- Erstveröffentlichung: 18.03.2021
- Regie: Zack Snyder
- Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Gal Gadot, Ezra Miller, Ray Fisher uvm.
- Laufzeit: 232 Minuten
- Freigabe: Ab 12 Jahren
- Genre: Superhelden
- Studio: Warner Bros. Pictures
- Verfügbar auf: Sky Cinema/Sky Ticket
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