Streik in Hollywood – Die Gründe und welche Auswirkungen das hat
Streik in Hollywood. Seit kurzem haben rund 160.000 Darsteller und Mitarbeiter in Hollywood, welche der SAG-AFTRA Gewerkschaft angehören, ihre Arbeit niedergelegt. Stars wie Cilian Murphy, Emily Blunt oder Robert Downey Jr. haben urplötzlich die Premiere ihres neuen Films, Christopher Nolans Oppenheimer, verlassen. Aktuell laufende Dreharbeiten, wie zu Deadpool 3, werden unterbrochen. Doch warum wird auf einmal gestreikt? Dieser Frage und den Auswirkungen auf das Filmgeschäft, widme ich mich in meinem Artikel. So viel steht bereits fest – Es könnte eine größere Flaute geben! Nach über 60 Jahren, stellt dies damit den ersten Doppelstreik dar – Bereits vor rund zwei Monaten, haben die Autoren ihre Arbeit niedergelegt, wodurch Projekte wie Daredevil: Born Again, derzeit Drehstopps haben.
Lesezeit: 8 Minuten
Hollywood, Kalifornien. Es ist der 13.07.2023. Ein Tag, welchen das Showgeschäft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten so schnell wohl nicht vergessen wird. Denn an jenem Tag legten tausende Darsteller der Gewerkschaft SAG-AFTRA ihre Arbeit nieder – in vollem Umfang und jeglicher Konsequenz. Filmpremieren und Promo Veranstaltungen wurden umgehend verlassen, Interviews gecancelt, Drehs liegen auf Eis. Jede öffentliche Äußerung gilt als Arbeit. Gewerkschaftspräsidentin Fran Drescher (bekannt aus der Kultserie Die Nanny) spricht von „einem historischen Moment“. Warum genau wurde der Streik in Hollywood überhaupt ins Leben gerufen? Neben höheren Löhnen, sind es vor allem bessere Bedingungen für die Arbeitnehmer. Vor allem hinsichtlich der immer stärkeren Streaming Sparte und der Verwendung von KI in Produktionen, besteht dringender Handlungsbedarf.
Trotz Verhandlungen mit Studios wie Universal Pictures, Warner Bros. Pictures und Co., gibt es bisher keine Einigung. Einer der Gründe dafür, ist der, dass auch die Studios derzeit in einer angespannten Lage stecken. Denn durch die immer günstiger werdenden Inhalte für Konsumenten (resultierend aus Streaming Diensten) und der enormen Schnelllebigkeit, ist es aktuell schwer, Gewinne zu generieren. Blockbuster Produktionen bedeuten immense Kosten, welche teilweise erste Jahre später wieder eingespielt werden können. Bleiben Filme dabei deutlich hinter den Erwartungen zurück (wie jüngst The Flash oder Indiana Jones 5), bedeutet dies schwere Einbußen für Studios und Produzenten. Die Schauspieler stehen dabei vor der Frage, wie sie „ihr Stück vom Kuchen“ behalten können, so Kim Masters, vom Hollywood Reporter.
Streik in Hollywood – Jahrelange Konsequenzen
Auf kurze Sicht dürfte der Streik erstmal wenig Konsequenz haben. Dadurch, dass große Produktionen Jahre im Voraus geplant und abgeschlossen werden und auch seitens der TV-Serien Sparte, vieles vorproduziert vorliegt, dürften die kommenden Monate mit Input gesichert sein. Wie aber, sieht das in einigen Monaten aus? Nach jetzigen Stand wird eine Zeit kommen, in welcher neue Publikationen zur Mangelware werden und wir, die Konsumenten, eine Durststrecke durchleben müssen. Nerds und Cineasten mit gut sortierter Filmsammlung können durchatmen. Aktuell ist nicht abzusehen, wann der Streik niedergelegt wird. Gefordert wird u.a. ein Konzept, in welchen Stars anteilige Boni erhalten, wenn eine Produktion zu einem Streaming Hit avanciert. Bisher gehen jene von Erlösen per Streaming nämlich nahezu leer aus. Auch die Angst vor Inhalten, welche künstliche Intelligenzen (KI) erstellen, ist reell geworden. Bereits das Intro von Marvels Secret Invasion auf Disney Plus wurde durch eine KI erstellt. Bedenklich, aus Sicht von Kreativen.
Werden Drehbücher und dergleichen also künftig durch Computersysteme generiert? Bedenkt man die derzeitigen Entwicklungen (Stichwort: ChatGPT), sind die Ängste der Kreativen durchaus gerechtfertigt. Der Streik in Hollywood bringt aber auch weitere Ängste zum Vorschein. So soll es klare Regelungen geben, wann beispielweise Darsteller, per KI in andere Produktionen eingefügt werden dürfen. Das gesamte Geschäftsmodell durchlebt derzeit einen Wandel. Daher sieht sich die Gewerkschaft derzeit gezwungen, so drastisch zu handeln. Für Hollywood und die Studios bedeutet der Streik ein Fiasko. Auch langfristig, könnte es zu starken Einschnitten, in der Planung der Studios kommen. Marvel und dessen Comicsparte plant lange Jahre voraus. Bereits kürzlich kam es zu zahlreichen Verschiebungen. Durch den Doppelstreik dürften zahlreiche Produktionen, auch anderer Studios, in Verzug geraten oder im schlimmsten Fall, vor dem Aus stehen.
Einschnitte, nicht nur für Studios
Selbst für noch erscheinende Filme, bedeutet der Streik in Hollywood Probleme. Wie anhand der Premiere von Oppenheimer oder Barbie (Ryan Gosling, Margot Robbie) zu sehen, bleiben Darsteller zu Hause. Damit verbunden, nehmen sie auch nicht an PR Touren und dergleichen teil. Bleibt die Werbung für Filme und Produktionen aus oder wird dadurch eingeschränkt, werden es einige Titel durchaus schwerer haben. Auch damit verbunden, kann es zu starken Einbußen für Studios oder Produzenten kommen. Denn klar ist, dass der Streik jegliche Auftritte in der Öffentlichkeit untersagt. Zahlreiche Darsteller wie Pedro Pascal (The Mandalorian) oder Ben Stiller (Nachts im Museum) haben ihre Solidarität bekundet. Ob und in welcher Form Darsteller auf Conventions etc. auftreten können, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt abzuwarten. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass auch diese Auftritte in großer Form abgesagt werden.
Bleiben große Namen den Veranstaltungen fern, bleiben in vielen Fällen auch Besucher fern. Auch hier kann es langfristig folgenschwere Veränderungen geben. Für Fans bedeutet der Streik also nicht nur einen eventuell längeren, gezwungenen Verzicht auf neue Filme und Serien, sondern auch, dass liebgewonnene Veranstaltungen, Produktionen oder Produkte, von der Bildfläche verschwinden könnten. Aktuell wird in Videospielen oft auf Schauspieler zurückgegriffen, welche durch Motion Capturing Verfahren, ein Teil des Spiels werden. Namenhafte Beispiele sind hier u.a. Cyberpunk 2077 (Keanu Reeves, Idris Elba) oder Star Wars: Fallen Jedi (Cameron Monaghan). Die genannten Beispiele sind zwar bereits veröffentlicht, kommende Spiele könnten dadurch allerdings auch Einschränkungen erleben.
Abwarten und alte Filme schauen
Für den Moment gibt es lediglich eine Devise – Abwarten. Wie bei vielen Streiks – Beide Seiten betrachten. Die Ängste der Darsteller (Arbeitnehmer) sind berechtigt und nachvollziehbar. Unabhängig von der Bezahlung, birgt der Fortschritt mit KI´s teilweise bedenkliche Entwicklungen. Zwar können damit Engpässe in Personal und Konsorten beglichen werden, doch seitens der Kreativität, halte ich diese Richtung für fraglich. Auf der anderen Seite, muss jedoch auch die Sicht der Filmstudios (Arbeitgeber) bedacht werden. Jene sind selbst in einer schwierigen Situation. Streaming und veränderte Märkte machen es schwer, auf kurze Sicht den Markt zu beherrschen. Hohe Kosten, wenige Einnahmen. Der Streik in Hollywood stellt jene nicht nur mit dem existenziellen Rücken zur Wand.
Ich persönlich hoffe, trotz aller Umstände, dass die Produktionen auf welche ich mich freue, wie geplant veröffentlicht werden. Wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt. Bis dahin gibt es glücklicherweise noch genügend Titel in der eigenen Filmsammlung oder aber auf den dutzenden Streaming Portalen, welche ungesehen sind. Auf die leichte Schulter darf der Streik von Autoren und Darstellern aber keinesfalls genommen werden! Hollywood befindet sich in einem gezwungenen Umbruch. Wo das alles hinführt, wird die Zeit zeigen.
Stand: 16.07.2023
Streik beendet!
Wie US Medien berichten, habe sich die Gewerkschaft SAG-AFTRA sowie die Weiters Guild of America, mit dem verantwortlichen einigen können. So wird der Streik offiziell zum 09.11.2023 um Mitternacht (09:00 deutsche Ortszeit) niedergelegt. Die Vereinbarung sei wegweisend und bis Mitte 2026 gültig. Liegen gebliebene Dreharbeiten dürften damit langsam wieder in die Spur finden. Die Auswirkungen der 118 Tage des Streiks, dürften wir dennoch einige Monate oder gar Jahre spüren.
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