Nerds werden Eltern: Familienglück und neuen Prioritäten
Bekommt man Nachwuchs, verändert sich sehr vieles im Leben. Nerds werden Eltern. Man muss unter Umständen vielseitig umdenken. Genau mit diesem Thema, beschäftige ich mich in meinem Artikel. Die Sammlung soll wachsen, es kann nie genug Comics geben. Figuren und Collectibles verschönern das Regal ungemein. Ein mitunter teures Unterfangen. Mindestens genauso teuer, ist aber die Ausstattung für den Nachwuchs. Das Kind will essen, angezogen werden und diverse Behandlungen kosten auch Geld. Egal wie alt wir Nerds sind – Wir müssen den eigenen Kaufrausch und die Herangehensweise an das Hobby anpassen, oder nicht?
Lesezeit: 9 Minuten
Seit wir die Gewissheit hatten, dass Nachwuchs auf dem Weg ist, ratterte mein Kopf quasi ununterbrochen. Natürlich denkt man dabei in erster Linie an die schönen Dinge. Der Wunsch, dass das Kind die eigenen Interessen teilt, ist natürlich einer dieser Gedanken. Doch dazu komme ich zu einem späteren Zeitpunkt zurück. Viel eher habe ich angefangen, meine Herangehensweisen an diverse Dinge zu überdenken. Sei es die eigene Gesundheit, die Arbeit oder eben finanzieller Aspekte. Einer dieser finanziellen Aspekte, ist zweifelsfrei die Sammelleidenschaft und damit verbunden, das Nerd sein. Kann ich mir noch jedes Comic kaufen, alle Figuren die ich will und jeden Film im Kino sehen?
Plötzlich verdient man Geld nichtmehr nur für sich selbst und seine Partner*in. Als wäre ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden, fiel es mir leicht, mich von Dingen zu trennen. Egal ob es Legosets, Figuren oder Comics waren. Der eBay Account erlebte einen zweiten Frühling. Zu diesem Zeitpunkt bezog sich der Verkaufrausch nichtmal auf den finanziellen Aspekt. Ich wollte Platz schaffen! Jeder mit Sammlung kennt das Problem. Platzmangel. Er trifft uns alle irgendwann. Jetzt möchte da ein kleiner Mensch bald auch etwas von der Wohnung abhaben… das Problem bzw. die Herausforderung ist real!
Nerds werden Eltern und plötzlich ist alles anders!
So toll es ist alle neuen Titel und Figuren sofort zu besitzen, so doof ist es, wenn man dem Kind kein geborgenes Heim bieten kann. Entsprechend einfach fiel mir das Umdenken. Plötzlich war es leicht, mich von Dingen aus meiner Sammlung zu trennen. Mir wurde klar, dass es völlig okay ist, diverse Titel nicht mehr sofort haben zu müssen (unabhängig davon, dass die meisten Sachen ohnehin nicht sofort konsumiert werden…). Es ist okay, wenn man nicht fünf verschiedene Batman Figuren im Regal stehen hat, nur weil gerade eine neue erscheint. Man kann über die Verwendung des Wortes „nötig“ jetzt streiten. Doch es war auf einmal okay, mich auf die nötigen Dinge für das Hobby zu beschränken.
Einst schrieb ich darüber, dass unsere geliebten Hobbys teurer werden. Auch aus diesem Aspekt, denke ich mittlerweile anders über Konsum und Kaufverhalten. Die Auswahl beschränkt sich nun viel mehr auf die Titel (um mal beim Beispiel Comics zu bleiben), auf welche ich mich wirklich freue. Von Lieblingsautoren und Zeichnern, oder eben von meinen favorisierten Figuren und Franchises. Dinge die mir nicht gefallen, verkaufe ich nun viel regelmäßiger. Das birgt A) den Vorteil von Platz und B), eine finanzielle Erleichterung. So bleibt mehr Kapital für das Baby und mehr Rücklagen.
Wird das Kind auch ein Nerd?
Womöglich fällt es mir so leicht selbst auf Dinge zu verzichten, weil es so unglaublich viele und tolle, nerdige Produkte für Kinder gibt. Doch was hat ein Säugling bzw. Kleinkind davon, dass Captain America auf seinem Strampler ist, Winnie Pooh auf der Flasche strahlt oder die liebste Sportmannschaft jene schmückt? Die ehrliche Antwort ist natürlich – herzlich wenig! In diesen jungen Jahren, erfreuen diese Produkte die Eltern. Doch dadurch gibt sich natürlich auch die Hoffnung, dass unser Nachwuchs diese Dinge künftig mögen wird. Wenn man Figuren und Symbole von klein auf kennt, sympathisiert man häufiger damit, wenn man groß wird. Ich selbst bin mit Star Wars, Jurassic Park und Spider-Man etc. groß geworden und liebe diese Figuren und Franchises noch heute. Dass das kein Garant für das „gelingen“ ist, steht dabei außer Frage.
Nerds werden Eltern und können dabei erneut in die eigene Kindheit abtauchen und in Erinnerungen schwelgen. Eine Erfahrung, welche ich selbst aktuell auch erlebe. Ein tolles Gefühl! Trotzdem sollte bewusst sein, dass man sich in dieser Hinsicht nicht nur auf Klassiker oder eigene Lieblinge forcieren sollte. Ab einem Punkt wird es unabdingbar sein, mit dem Nachwuchs zusammen, mit der Zeit zu gehen – und das ist völlig legitim! Die Popkultur hat in den letzten 30 Jahren einen enormen Sprung gemacht. Gerade im Merchandising Bereich und damit auch Spielzeug für die Kleinsten, gibt es mehr denn je zu entdecken!
Vorbilder für jung und alt
In meiner Kindheit habe ich viele, wichtige Lektionen gelernt. In erster Linie natürlich durch meine Eltern. Doch es ist nicht falsch zu erwähnen, dass mich viele Figuren aus Serien, Comics und Filmen nachhaltig geprägt haben. So kontrovers Dragonball manchmal sein mag – kaum ein Charakter hat mich mehr geprägt wenn es darum geht an seinen Zielen festzuhalten, immer alles zu geben und seine Familie, Freunde und Liebsten zu schützen und jene zu stärken, als Son-Goku! Ash aus Pokémon hat mir beigebracht, auch nach noch so bitten Niederlagen, niemals den Kopf in den Sand zu stecken! Spider-Man lehrt mich auch heute noch (vielleicht mehr denn je) was es heißt Verantwortung zu übernehmen. Ich könnte ewig so weitermachen.
Ich hoffe womöglich auch deshalb, dass meine Tochter gefallen an solchen Dingen findet die mir gefallen, damit sie ähnliche Erfahrungen macht. Darüber hinaus wird sie aber ihre eigenen Figuren finden, welche ihr Werte vermitteln werden. Figuren, die heute vielleicht noch gar nicht existieren. Dieser Aspekt kann unglaublich spannend und vielseitig werden. Nerds werden Eltern und können mit ihren Kindern gleichermaßen davon lernen und profitieren. Sicherlich wird sich meine Einstellung hinsichtlich dieser Themen über die Jahre verändern. Ich bin ein junger Vater, der selbst Kind geblieben ist. Aber vielleicht macht es das umso effizienter, zusammen mit meiner Tochter, jene Erfahrungen zu machen. Weil die Schnittstelle nahbar ist. Es ist nicht verwerflich, das Kind in uns zu wecken, wenn wir mit unseren eigenen Kindern spielen!
Nerd mit Akzeptanz
Etwas, was mir recht schnell klar wurde (bzw. meine Frau mir klargemacht hat *Augenzwinker*) ist die Tatsache, dass es sein kann, dass meiner Tochter gewisse Dinge nicht gefallen werden, welche ich hingegen liebe. Natürlich werde ich ihr Star Wars, Teenage Mutant Ninja Turtles oder Ducktales zeigen. Doch womöglich kommt der Punkt, wo sie merkt, dass sie gar kein Interesse daran hat. Sicherlich könnte dieser Moment (wenn er denn eintreten sollte) zu Enttäuschungen führen. Doch Kinder gehen irgendwann, so schwer es uns auch fällt oder fallen mag, ihren eigenen Weg. Man möge sich einen Hardcore Star Trek Fan vorstellen, dessen Nachwuchs erklärt, er möge viel lieber Star Wars… Ein Supergau. Doch so ist der Lauf der Dinge – und das ist völlig in Ordnung!
Dieses Beispiel nehme ich durchau mit Humor. Eben jenes, kann selbstredend auch auf dutzende weitere Beispiele angewendet werden. Kind wird Fan des Erzrivalen der Sportmannschaft, Kind entscheidet sich gegen das Lieblingsessen der Eltern, das eigene Kind mag die Musik nicht, die man selbst liebt. Doch bereits jetzt weiß ich, dass man sich damit arrangieren muss. Es gibt schlimmeres! Auch wenn wir Nerds oftmals fanatisch werden, wenn es um unsere liebsten Hobbys geht. Die Akzeptanz dem eigenen Nachwuchs gegenüber, sollte selbstverständlich sein. Selbst dann, wenn die Tochter ein Hufflepuff wird (3 Extrapunkte für Hufflepuff, für diesen Witz!)
Nerds werden Eltern: Erfahrungen und Verantwortungen
Wenn dieser Artikel das Licht der Welt erblickt, wird meine Tochter gerade einmal drei Wochen alt sein. Ein Resümee über die Erfahrungen als nerdiger Vater, ist da natürlich viel zu früh. Natürlich habe ich ihr bereits nerdige Babybodys angezogen (sie ist zuckersüß, in ihrem Baby Yoda Anzug!), Ninja Turtles Plüschis gekauft und Formel 1 mit ihr geguckt. Doch zu jenem Zeitpunkt lerne ich mindestens genausoviel Vater sein, wie meine Tochter zu leben. Vielmehr soll dieser Artikel eine Gedankenstütze sein, für Eltern, in einer ähnlichen Situation. Denn wie eingangs erwähnt, begleitet mich dieser Prozess bereits seit dem Tag an dem klar wurde, dass ein Kind auf dem Weg ist. Ehrlich gesagt bin ich darüber heilfroh und kann es jedem werdenden Elternteil nur ans Herz legen, sich so früh wie möglich mit einigen Themen zu beschäftigen! Neben der riesigen Bürokratie welche sich anbahnt, kann gerade das umdenken über eigene Prinzipien, Gewohnheiten oder Herangehensweisen manchmal schwerer sein, als man sich vorstellen mag.
Würde ich mich vorstellen, ich müsste jetzt noch anfangen umzudenken, während ich Windeln wechsle, Bodys wasche oder Flaschen wärme… Chaos wäre vorprogrammiert. Abschließend möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle von uns, die Kinder haben oder bekommen, eigene Erfahrungen sammeln müssen und werden. Auch, wenn es nicht immer leicht ist – Das Gefühl, den neugeborenen Nachwuchs im Arm zu halten, ist unbeschreiblich! Wenn die kleinen Äuglein Euch anschauen, zum ersten Mal Euren Finger packen… spätestens dann wird klar, dass es so viel wichtigeres gibt als limitierte Sammlereditionen, dutzende ungelesene Comics oder die nächste Actionfigur.
Diesen Artikel widme ich Josefin!
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