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Daredevil: Born Again – Knallharte Rückkehr eines Helden – Kritik

Daredevil: Born Again ist die lang ersehnte Fortsetzung des Netflix-Erfolgs, welcher 2018 mit der dritten Staffel, sein vorzeitiges Ende fand. Der Wunsch von Kritikern und Fans zugleich, eine neue Staffel um den roten Teufel aus Hells Kitchen zu erhalten, wurde nun seitens Disney respektive der Marvel Studios erfüllt. Erfreulich ist, neben der Tatsache das Schauspieler wie Charlie Cox oder Vincent D´Onofrio wieder an Bord sind, dass die Handlung der vorherigen Staffeln nahtlos fortgeführt wird. Wieso die Hollywood-Streiks dem jetzigen Erfolg geholfen haben und worum es außerdem geht, lest ihr in der nachfolgenden Kritik.

Nach einem verheerenden Kampf gegen einen seiner Erzfeinde und dem Schicksal eines Freundes, steht Matt Murdock (Charlie Cox) vor dem Abgrund. Er muss sein gesamtes Leben neu ordnen und sich selbst die Frage stellen, wer er sein will.. oder muss?! Als gerade ein wenig Ruhe und Ordnung in seinem Leben einkehrt, begegnet er der Information, dass sein Alter Erzrivale, Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) zum Bürgermeister werden soll. Infolgedessen verfällt New York in eine immense Krise aus Polizeigewalt, einem anstehenden Verbot von Maskierten und stärker Korruption. Als dann, zu allem Überfluss, die Justiz gegen das Verbrechen verliert und ein Verbündeter ermordet wird, sieht Matt nur noch eine Lösung… Der Teufel ist zurück!

Nachdem es lange ruhig wurde und Disney zunächst nicht viel wissen wollte, von den eher Gewalt vollen wie auch düsteren Helden des Marvel „Street Levels„, wuchs die Vorfreude, als vor wenigen Jahren, eine neue Staffel um Matt Murdocks alter Ego angekündigt wurde. Während zunächst kommuniziert wurde, dass lediglich Charlie Cox (Daredevil) und Vincent D´Onofrio (Kingpin) in ihre ikonischen Rollen zurückkehren sollten, brachten die Hollywood-Streiks (siehe auch meinen Bericht dazu) eine positive Resonanz, in die Produktion der Serie. Nach umfangreichen Prüfungen des Drehbuchs, kam man letzlich zu dem Entschluss, dass einige Neudrehs nötig seien, um die Essenz der Netflix-Serie einzufangen. Daher finden sich auch weitere, bekannte Charaktere in der Serie, wie Foggy (Elden Henson) oder Karen Page (Deborah Ann-Woll). Auch der Punisher Frank Castle (Jon Bernthal) kehrt zurück. Im Schlepptau hat er einen der wohl besten passen Dialoge, des gesamten MCU.

Daredevil: Born Again  (Bild: Marvel Television/Disney Plus/ A Walt Disney Company)
Der Teufel ist zurück… (Bild: Marvel Television/Disney Plus/ A Walt Disney Company)

Aus alt mach neu?!

Nach kleineren Auftritten von Matt Murdock respektive Daredevil in Spider-Man: No Way Home oder She-Hulk, haben viele Fans die Befürchtung gehabt, dass Disney womöglich auf die (Gewalt)Bremse tritt. Die Netflix Staffeln glänzten oft mit starker Gewalt und überaus düsteren Themen. Glücklicherweise waren diese Bedenken unbegründet. Mehr als das sogar, tritt Disney hier teilweise voll auf das Gaspedal. Neben knallharten Fights und perfiden Morden, erleben wir den wohl ersten, expliziten Kopfschuss im MCU sowie Gewalttaten, welche eher in harten Actionfilmen wie John Wick oder Slasher- Horrorfilmen zu finden sind. Die Freigabe ab 18 macht daher überaus Sinn! Auch wenn bereits angekündigt wurde, dass man „der Vorlage gerecht“ werden wolle, überraschen einige Szenen ungemein.

Die größte Stärke von Daredevil: Born Again, ist erneut das extrem starke Zusammenspiel von Vincent D’Onofrio und Charlie Cox, als Kingpin Wilson Fisk und dem Mann ohne Furcht. Zwischen überaus spannenden Dialogen und dem sich immer stärker wandelnden Charakterbild, kreieren die Autoren spannende Twists und ergreifende Szenerien. Davon ab, werden mit u.a. Kirsten McDuffie oder BB Urich, neue Figuren eingeführt, die leider hinter ihren Möglichkeiten bleiben. Zeit-weilen wirkt es gar so, als würde man beliebte Charaktere, aus Story Gründen, „ersetzen“ wollen. Womöglich einer der Gründe, wieso einige der neuen Figuren, weniger gut funktionieren. Im Kontrast dazu steht jedoch die sehr intensiv inszenierte Fortführung, der Bullseye Thematik. Wilson Bethel wirkt wie für die Rolle geboren. Comic-Fans werden diverse Easter Eggs an die Historie des Charakters finden sowie einen der härtesten Dialoge, des gesamten MCU.

Daredevil: Born Again – Metaphern

Im Comic Klassiker Daredevil: Born Again von Frank Miller, durchlebt der Mann ohne Furcht nicht nur harte Schicksalsschläge. Er befindet sich auch auf einer düsteren Selbstfindung zwischen Schicksal, Religion und Heldentum. Wer die dritte Netflix-Staffel gesehen hat weiß, dass diese Handlung dort bereits adaptiert wurde. Der Titel der Disney+ Staffel ist daher vor allem metaphorisch zu betrachten. Nicht nur, dass die Serie ihren Platz im MCU finden will, sie begleitet den Charakter auch auf eine Findungs-Phase. Tatsächlich werden verschiedene Aspekte, aus relativ modernen Kapiteln rund um Matt Murdock verwendet, um die Handlung zu formen. Das vor wenigen Jahren abgehaltene Marvel Event „Devils Reign“ diente für einige Aspekte als Vorlage. Jedoch in einer deutlich limitierten Variante. Durch die Implementierung der „Mayor Fisk“ Storyline, verschmelzen metaphorisch gesehen, die Runs von Charles Soule (siehe auch: 5 Gründe für den Teufel) und Chip Zdarsky (kürzlich als Deluxe Edition erschienen bei Panini Comics).

 (Bild: Marvel Television/Disney Plus/ A Walt Disney Company)
Muse (Bild: Marvel Television/Disney Plus/ A Walt Disney Company)

Dank der bereits angesprochenen Stärke von Fisk und Murdock, kommt die Staffel auch oft ohne große Action Sequenzen aus. Emotionen, Schicksale und charakterliche Entwicklungen, sind in einem enorm gelungenen Spektrum enthalten. Trotzdem sind die enthaltenen Action und Kampf Szenen, gelungen inszeniert und laden gelegentlich zum staunen ein. Zwar wird auffällig mehr CGI verwendet als bei Netflix, schlimm ist dieser Faktor jedoch nicht. Der Anzug des Teufels ist unterdessen näher an der Farbe, welche aus den Comics gewohnt ist. Das ikonische „DD“ auf dessen Brust, fehlt jedoch (leider!) weiterhin. Betrachtet man die Tatsache, dass die Staffel ursprünglich auf 18 Folgen ausgelegt wurde, machen gewisse Handlungs-Entscheidungen Sinn. Wenngleich sie für den Moment, etwas fragwürdig oder „langatmig“ erscheinen. Ein Faktor, welcher der Streiks und Neuausrichtung geschuldet ist. Staffel 2 soll im kommenden Jahr erscheinen.

Vigilanten

Neben den bereits angesprochenen Superschurken Bullseye und Kingpin, erleben wir auch den Massenmörder Muse, welcher ein eher neuerer Schurke ist, aus der Welt von Daredevil. Sein Comic Debüt feierte er 2016, im bereits angesprochenen Run von Charles Soule. Aus den Opfern seiner Taten, kreiert er Kunstwerke, welche in ganz New York aufzufinden sind. Morbide und makaber. Dieser wird als stetig wachsende Bedrohung, dosiert in die Folgen integriert, um im passenden Moment, per furiosen Kampf zu einem der Highlights der Staffel zu werden. Doch damit nicht genug. Auch die Polizei von NYC, rutscht immer tiefer in Korruption und Selbstjustiz. Im Namen des Punishers, wollen sie, unter der Fuchtel von Bürgermeister Fisk, für ein sicheres Stadtbild sorgen. Es dürfte wenig verwundern, dass der gemachte Messias, dieses Unterfangen nicht gutheißt. Auch Daredevil sieht dies arg kritisch.

Spannend ist diese Einbindung des Totenkopf Symbols aber vor allem, weil der Punisher auch im realen Leben, für falsche Zwecke missbraucht wird. So findet sich das Logo oftmals auf Utensilien von extremen Gruppierungen. Wie ich finde, eine positive Entwicklung. Denn Marvel machte keinen Hehl daraus, dass man einige Jahre eher weniger Interesse, am Charakter pflegte. Womöglich haben die Rufe der Fans, diese stückweise umgestimmt. Es darf erwartet werden, dass dieser Faktor und die Integrierung Frank Castle s, in der zweiten Staffel, zunehmen wird.

Das Fazit:

Daredevil: Born Again ist Knallhart, düster und spannend. Die Fortführung einiger „alter“ Story Stränge in Verbindung mit diversen neuen, funktioniert ausgesprochen gut. Wenngleich nicht jede Folge zu 100% überzeugt und manche Charaktere als Mittel zum Zweck fungieren, sind es vor allem die intensiven Dialoge, die starken Kameraeinstellungen und die ohnehin dichte Atmosphäre, welche Born Again zu einem der stärksten MCU Beiträge überhaupt avancieren lassen. Durch die ernsten Themen und die Gewalt, welche den Atem gefrieren lässt, zeigt Disney deutlich, dass man doch noch Wert auf seine Fans legt. Obendrauf gibt es einige der wohl besten Dialoge im MCU und einen überaus genial inszenierten wie dargestellten Schurken. Cox und D`Onofrio tragen die Serie, abermals, mit links. Eines ist gewiss. Die Wartezeit bis Staffel 2, wird endlos lang erscheinen. Denn die letzte Folge dieser, ersten Staffel, lässt großartiges hoffen! New York mag unterjocht werden. Doch Angst hat sie keine!

Bewertung: 4.5 von 5.
  • Erstveröffentlichung: 04.03.2025
  • Regie: u.a. Aaron Moorhead (Loki)
  • Darsteller: u.a. Charlie Cox, Vincent D’Onofrio, Deborah Ann-Woll, Elden Henson, Jon Bernthal, Wilson Bethel, Ayelet Zurer, Michael Gandolfini
  • Folgen: 9
  • Staffel: 1 (4, wenn Netflix eingerechnet)
  • Freigabe: ab 16 Jahren
  • Laufzeit: ca. 45-60 Min
  • Genre: Superhelden, Drama
  • Eigenständig: Nein, Marvel Cinematic Universe
  • Einsteigerfreundlich: Ja
  • Studio: Marvel Television
  • Streaming Dienst: Disney+

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