Kritik – Punisher: Soviet – Garth Ennis ist zurück!
Punisher: Soviet ist die neue Geschichte von dem Mann, der den Antihelden aus dem Hause Marvel Anfang der 2000er Jahre zu einem neuen Höhenflug verholfen hat – Garth Ennis. Dabei kann man getrost sagen, dass der gebürtige Ire und der Punisher eine dieser Kombos sind, die immer funktionieren. Brutal, zynisch und ohne Kompromisse schickt er den Ex-Soldaten in jede nur erdenkliche Schlacht. Das Soviet mehr ist als eine Standard-Story, wird recht schnell klar. Warum, das lest Ihr in meiner Kritik.
Die russische Mafia hat es dieser Tage alles andere als leicht. Jemand hat es auf sie abgesehen und hinterlässt eine blutige Schneise der Verwüstung – jedoch war es nicht Frank Castle, der Punisher. Frank geht der Sache natürlich auf den Grund und merkt schnell, dass es sich hierbei scheinbar um einen gut ausgebildeten Täter handeln muss. Wie es der Zufall so will, treffen die Beiden recht schnell aufeinander und es wird klar, die beiden sind geeint in ihrem Vorhaben. Der russische Ex-Militär erklärt Frank seine Beweggründe und fortan haben die beiden ein gemeinsames Ziel…
Zugegeben – ich habe mich im Vorfeld so gut wie kaum über die Geschichte von Punisher Soviet erkundigt, da ich mögliche Spoiler vermeiden wollte. Doch ich würde lügen, würde ich nicht zugeben, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Aber ist das schlimm? Auf keinen Fall. Tatsächlich entpuppt sich die Story als sehr tiefgründig und zeigt uns Seiten von Frank Castle, die man in dieser Form nur selten bis nie gesehen hat. Garth Ennis kennt den Charakter nach gut 20 Jahren eben wie kein anderer und weiß, wo er Schrauben drehen kann.
Punisher: Soviet – Einmal MAX und zurück!
Garth Ennis mag keine klassischen Superhelden und wer einmal auf die Biografie des Iren blickt merkt schnell, dass sein Hang eher dem düsteren und schwarzhumorigen Genre liegt. So stehen Titel wie Preacher, The Boys, A Walk Through Hell (Hier geht es zu meiner Kritik) oder Code Pru auf seiner Schaffens-Liste. Doch der Totenkopf tragende Kerl der bösen Jungs das Handwerk legt, hat es ihm scheinbar angetan. Nachdem er fast 10 Jahre am Stück seine Geschichten unter den Marvel Knights und Marvel MAX Bannern geschrieben hat, kehrt er alle paar Jahre zurück, um ein neues, blutiges Kapitel aufzuschlagen. So fiel mir relativ schnell auf, dass Soviet im Grunde auch eine hervorragende Geschichte innerhalb der MAX Reihe hätte sein können.
Das auf dem Rücken des Comics eine Leseempfehlung ab 18 Jahren gedruckt ist wundert wenig und diese sollte auch definitiv eingehalten werden. Blut und Leichen pflastern seit jeher den Weg des Veteranen. Mal mehr, mal weniger explizit. Da wir uns hier aber definitiv im expliziten Bereich bewegen, sind diverse Szenen sicherlich nichts für schwache Nerven. Die Gewalt steht hier allerdings nicht im Fokus der Story. Vielmehr sind es Szenen, die sehr dosiert eingesetzt werden, dabei aber umso intensiver auf den Leser wirken. Jeder der schon einmal einen Kriegsfilm wie Black Hawk Down gesehen hat kann sich denken, was für Bilder hier in Rückblicken auf den Afghanistan Krieg zu sehen sind. Es sind jedoch solche Szenen, die einem in gewisser Weise auch zum nachdenken anregen.
Die Kunst des Henkers
Als Zeichner fungiert in diesem Band Jacen Burrows. Tatsächlich war er mir vor dieser Geschichte relativ unbekannt, doch mit Serien wie Crossed oder Moon Knight hat er bereits gute Erfahrungen gesammelt. Brutalität und Antihelden kennt der Mann also. So gefallen mir seine Zeichnungen auch ausgesprochen gut und parallelen zu Zeichner-Legende Steve Dillon sind nicht von der Hand zu weisen. Ich könnte mir Burrows gar als Zeichner einer kommenden Punisher-Serie gut vorstellen. Egal ob es düstere Schießereien in einem nächtlichen Wald, das afghanische Kriegsgebiet oder ein Kerl in einer Bar sind, seine Zeichnungen verleihen der Geschichte von Punisher Soviet jederzeit die nötige Atmosphäre.
Das der Mann den Frank Castle innerhalb der Story trifft eine ähnliche Einstellung hat wie er selbst, eröffnet eine Sicht auf den Charakter, welche durchaus Überraschungen trägt. Frank merkt, dass er nicht alleine ist in dieser Welt. Dabei kommen wir auch zum eigentlichen Highlight der Geschichte, welche gar nicht den Punisher selbst in den Fokus stellt. Die Rückblicke auf den Afghanischen Krieg sind nicht nur sehr spannend, sie sind auch sehr intensiv und überaus brutal inszeniert. Nicht selten fühlte ich mich an Punisher: Born erinnert.
Das Fazit:
Punisher: Soviet – Russische Sünden ist eine klassische Geschichte, wie wir sie von Garth Ennis kennen. Hart, düster und mit einer Priese schwarzem Humor. Dennoch schafft es der Punisher-Kult-Autor neue Elemente unterzubringen. Frank Castle wirkt in vielen Szenen ungewohnt nachdenklich und das mit gutem Grund. Wer erwartet das der Antiheld mal ordentlich auf russischem Boden aufräumt wird womöglich enttäuscht. Die andere Seite der Medaille ist aber die, das wir hier ein perfektes Beispiel dafür haben, wieso der Marvel-Charakter eben mehr ist, als pure Brutalität. Ein Element, welches mir schon in der Netflix-Serie mit Jon Bernthal sehr gefallen hat. Soviet könnte problemlos während der Marvel MAX Reihe angesiedelt sein und diese Tatsache erfreut mich sehr. Seitens der Zeichnungen gibt es zu keiner Zeit Gründe für Kritik. Im Mittelteil kommt es zu kleineren Längen, aber das ist meckern auf hohem Niveau und wird von einem gelungenen Ende entschädigt.
Fans des Punishers sollten sich diese in sich abgeschlossene Story keinesfalls entgehen lassen. Doch auch jene, welche den Charakter kennenlernen wollen, können hier zugreifen. Punisher: Soviet kann ohne Vorwissen genossen werden.
- Erstveröffentlichung: 04.08.2020
- Autor: Garth Ennis
- Zeichner: Jacen Burrows
- Preis: 17,00€
- Seiten: 140
- Format: Softcover
- Verlag: Panini Comics Deutschland
- Empfohlen ab 18 Jahren!
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