Comic Kritiken

Kritik – Joe Hill: Das Puppenhaus – Horror Geheimtipp!

Das Puppenhaus ist der zweite Titel aus dem DC Black Label, der unter dem Hill House Banner läuft, welches von Horror-Mastermind Joe Hill präsentiert wird. Diesmal jedoch nicht von ihm selbst geschrieben, sondern von M.R. Carey, welcher bereits unter DC Vertigo sein Können unter Beweis gestellt hat. Ob sich der Trip in das titelgebende Puppenhaus lohnt, erfahrt Ihr hier!

Alice, ein junges Mädchen in den Siebzigern, wächst inmitten von häuslicher Gewalt auf. Ihr Vater, ein arbeitsloser Zimmermann, misshandelt ihre Mutter regelmäßig. Rückzug findet sie nur auf einem Weg – über ihr Puppenhaus. Das Spielzeug wurde ihr überraschend von einer entfernten Verwandten vererbt und ist fortan ihr liebstes. Als sie bemerkt, dass sie das Puppenhaus betreten kann, nutzt sie die Chance. Doch irgendwann wird ihr klar, dass sie auch hier kein Entkommen vor Gewalt und Missgunst finden kann. Schafft sie es der Finsternis in ihrem Leben zu entkommen?

Horror-Genie Joe Hill präsentiert mit Das Puppenhaus eine Geschichte, welche ganz in der Tradition bekannter Haunted House Filme wie Conjuring, dessen Spin Off Annabelle, oder Poltergeist agiert. Eine Geschichte die sein Vater, der großartige Stephen King, nicht besser hätte schreiben können. Als Autor fungiert diesmal R.A. Carey. Ein Mann, der sich im mystischen und dem Horror Genre bestens auskennt. Lange Jahre hat er für den quasi Vorgänger des DC Black Labels geschrieben – Vertigo – und hat dort unter anderem Titel wie Sandman oder Lucifer geschrieben. Wer also einen Vertigo-Vibe beim lesen spürt – der kommt nicht von ungefähr!

Alice erhält Das Puppenhaus (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)
Alice erhält ihr neues Spielzeug (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)

Das Puppenhaus – Will spielen?!

Was mir auf den ersten Seiten sofort ins Auge gesprungen ist, ist die Liebe zum Detail, welche Zeichner Peter Gross in die Geschichte eingebracht hat. Meistens sind es kleine Nuancen, welche bei genauerem Hinsehen den Unterschied machen. Dadurch schafft er es das perfekte Gegenstück zum Text zu kreieren, was kombiniert eine wunderbare Dynamik entstehen lässt. Optisch bewegen wir uns in einem sehr klassischen Terrain. Etwas, dass mir bereits beim ersten Hill House Titel, Ein Korb voller Köpfe gefallen hat. Dank einer kaum merklich geänderten Farbpalette, wirken dadurch Rückblicke in die 1800er Jahre angenehm anders, wohingegen die jeweilige Gegenwart meist etwas kräftiger herüberkommt.

Die Wahl des Settings halte ich für sehr ansprechend da es – trotz seiner magischen und übernatürlichen Elemente – eine gewisse Portion Realismus mitbringt. Diese finden wir vor allem am Anfang der Geschichte. Das sich ein junges Kind, welches in einem gewalttätigen Umfeld aufwächst, in sich gekehrt ist und sich in eine andere Welt zurückziehen möchte ist nicht nur zutiefst traurig, es ist real. R.A. Carey nimmt sich diesem Thema sehr gut an und schafft es, die Geschichte auf diesen Bausteinen weiter auszubauen. Dadurch wird der Charakter der Alice unheimlich nahbar, da man gewisse Handlungen definitiv nachvollziehen kann.

Auch Rückblicke sind enthalten! (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)
Rückblicke sind atmosphärisch gestaltet und wecken den Zeitgeist (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)

Eine persönliche Hölle

Je weiter wir im Comic voranschreiten, desto tiefer gleiten wir hinab in die persönliche Hölle von Alice und dem Teufelskreis, in welchem sie gefangen zu sein scheint. Die sechs US-Ausgaben umfassende Miniserie von Hill House schafft es dabei aber, von der ersten bis zur letzten Seite, Spannung aufzubauen und diese auch zu halten. Auch die gelegentlichen Rückblicke reißen den Leser nicht aus der Atmosphäre, sondern verdichten diese noch. Auch wenn das Haunted House Genre alles andere als neu ist, bringt die Geschichte durchaus frische Elemente mit sich. So verneigen sich die kreativen Köpfe zum einen vor Horrorfilm-Klassikern wie Shining, zeigen aber auch, dass die Ideen noch lange nicht ausgeschöpft sind.

Die vermeintlichen Spielzeuge, sprich die Bewohner des Hauses, bieten nicht nur interessante Protagonisten, sie verfügen darüber hinaus auch über ihre eigene Tragik. So tauchen wir nicht nur in das Leben von Alice ein. Wir lernen darüber hinaus die Miniatur-Welt der Figuren kennen. Birgt diese am Ende mehr Geheimnisse als man erwarten würde?

Die Zeichnungen passen hervrragend zur Story (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)
Peter Gross´Zeichnungen passen hervorragend zur Story (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)

Fazit:

Das Puppenhaus von R.A. Carey und Peter Gross aus dem Hill House Imprint bei DC Comics gehört sicherlich zum besten Output, den das Horror-Genre seit langem auf Papier gebracht hat. Schon auf den ersten Seiten wird eine enorme Spannung aufgebaut, die an Tiefe und suspense im Verlauf der Geschichte immer dichter wird. So liefert der Titel nicht nur eine kurzweilige und fesselnde Story ab – er zeigt auch auf, wieso DC Vertigo über lange Jahre so erfolgreich war. Klassische und ideenreiche Geschichten voller Tragödien, Finsternis und Magie, wie sie besser nicht sein könnten. Schwachpunkte hat die Story in meinen Augen kaum welche. Die Optik ist sicherlich nicht jedermanns Sache, doch ich appelliere dazu ihr eine Chance zu geben. Denn im Gesamtbild entfaltet sich ein wahr gewordener Albtraum, der zu gefallen weiß. Daher ist das von Joe Hill präsentierte Puppenhaus eine klare Empfehlung für alle Fans der Fantastik und ein großer Geheimtipp für alle anderen! Spätestens nach diesem Titel sollte man das neue Imprint auf dem Schirm haben.

  • Erstveröffentlichung: 17.11.2020
  • Autor: M.R. Carey
  • Zeichner: Peter Gross
  • Preis: 19€
  • Seiten: 164
  • Genre: Horror
  • Verlag: Panini Verlag

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