Comic Kritiken

Kritik – Batman – Der Weisse Ritter – Harley Quinn

Batman – Der Weisse Ritter – Harley Quinn ist nicht nur ein Spin-Off der gefeierten Batman Saga von Autor Sean Murphy. Es versteht sich vielmehr als eine Art Fortsetzung und das ist auch gut so. Das „Murphyverse“ gilt aktuell als eine der beliebtesten Reihen bei Fans und Kritikern, wenn man auf das allgemeine Schaffen bei DC Comics blickt. Der erste Teil wurde quasi vom Erscheinen heraus als Klassiker betitelt. Das Murphy entsprechend mehr Input produziert, liegt da nur unschwer auf der Hand. Diesmal liefert er allerdings nur die Story. Zeichnerisch zeigt Matteo Scalera was er auf dem Kasten hat. Überzeugt die mittlerweile zweite Fortsetzung?

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass es sich empfiehlt, die ersten beiden Bände gelesen zu haben. Zwar erklärt das Vorwort alles wissenswerte, spoilert aber auch die Geschehenisse zuvor. Meine Kritiken zu Band 1 und 2 findet Ihr hier.

Gotham ist mittlerweile weitaus mehr, als das einstige Moloch aus Gewalt und Korruption. Es ist vielmehr eine Stadt der Zukunft und der Perspektiven geworden. Grund dafür ist unweigerlich auch die Abstinenz von Batman und dem Joker, Jack Napier. Letzterer starb und Batman Bruce Wayne sitzt im Gefängnis. Nach seinem langjährigen Kreuzzug als dunkler Ritter wurde er zu einer langen Haft verurteilt. Alles scheint ruhig – bis eine neue Mordserie die Stadt in Aufregung versetzt. Ein unbekannter Killer hat es auf alte Filmstars abgesehen. Zur Lösung beitragen soll Harleen Quinzel. Niemand kennt sich besser mit Killern und deren Eigenarten aus als die einstige Gehilfin des Jokers. Die alleinerziehende Mutter zögert, steigt dann aber doch ins „Geschäft“ ein. Harley Quinn ist zurück auf Mörderjagd!

Wie eingangs erwähnt, ist der hier vorliegende Band weniger ein Spin-Off, sondern vielmehr eine direkte Fortsetzung. Dabei weicht Autor Sean Gordon Murphy allerdings ein wenig von seinem bisherigen Konzept ab. Schrieb und zeichnete er die ersten beiden Bände noch gänzlich alleine, holte er sich hier Hilfe. Seine Frau, Katana Collins, ist als Co-Autorin mit an Bord und für die Zeichnungen holte er sich den talentierten Artist Matteo Scalera (Black Science) mit ins Boot. Die Rechnung geht auf! Zwar ist es anfänglich ungewohnt die veränderten Zeichnungen zu sehen, Scaleras Stil passt aber unmisslich zur Story und erzeugt, ebenso wie Murphy selbst, eine tolle Atmosphäre. Ein Grund dafür dürfte auch der Faktor sein, dass er zwar seinen eigenen Stil mit einbringt, aber an den bisherigen Trademarks des Murphyverse festhält.

Harley Quinn, nachdem sie ihre große Liebe kennenlernte (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)
Harley Quinn wirkt nachdenklich (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)

Harley Quinn – Alleinerziehende Mutter und Verbrechensjägerin

Eine der großen Stärken des DC Black Label Titels ist die ungewohnte Sicht auf Harley Quinn. Kennt man sie in der Regel eher quitschfidel und verrückt, wie aktuell in The Suicide Squad im Kino zu sehen, lernt man sie hier gänzlich anders kennen. Harleen hat das Harlekin Kostüm an den Nagel gehangen und stellt sich ihrer bisher größten Aufgabe. Als alleinerziehende Mutter ihrer beiden Kinder. Helfen tun ihr lediglich ihre zwei Hyänen. Darüber hinaus muss sie mit dem Gewissen leben, ihre große Liebe und den Vater ihrer Kindern erschossen zu haben. Kein Wunder also dass sie zunächst zögerte, als man Ihr das Angebot unterbreitete, für das GCPD zu arbeiten. Eine ihrer wenigen Bezugspersonen, Bruce Wayne, leistete jedoch erfolgreiche Überzeugungsarbeit. Dabei ist es wirklich interessant zu sehen, welche Dynamik Harleen in ihren Alltag bringt. Mutter am Tag, Profilerin in der Nacht. Das der Fall allerdings mehr mit ihr zu tun hat als ihr lieb ist, hat sie nicht kommen sehen.

Kennt man die Vorgänger nicht, kommt einem hier sicherlich einiges etwas konfus vor. Der Grund dafür ist natürlich schnell gefunden. Murphy kostet die Eigenschaft des DC Black Label vollkommen aus, abseits der eigentlichen Kontinuität agieren zu können. Umso schöner ist allerdings zu sehen, wie er seine eigene Kontinuität kreiert und diese stetig ausbaut. Auch diesmal gibt es Querverweise auf die lange Historie von DC. Neben allseits bekannten Charakteren wie Jason Todd oder Barbara Gordon, finden sich allerdings auch neue, welche Potential für den einen oder anderen Twist mit sich bringen.

Die alleinerziehende Harley hat diverse Herausforderungen zu meistern (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)
Die alleinerziehende Harley hat diverse Herausforderungen zu meistern (Bild: Renes Nerd Cave/Panini Verlag)

Ein Kriminalfall im Herzen Gothams

Eine der größten Stärken der gesamten Reihe, ist die extrem dichte Atmosphäre. Murphy versteht es auf einem sehr hohen Level, Handlung und Optik zu einem großen Ganzen verschmilzen zu lassen. Optik und Charakteristik der Figuren, bishin zum großen Finale einer jeden Ausgabe und darin enthaltene Wendungen, wissen in Gänze zu überzeugen. Dadurch entstehen nicht selten großartige und spannende Passagen, welche durch willkommene Verschnaufpausen homogen und komplett wirken. Harley Quinn begleitet uns tiefer hinein in einen klassischen Kriminalfall, der nicht selten eben jene Wendungen besitzt. Es ist fast schon ironisch, dass ein eigentlicher Nebencharakter im Fokus eines waschechten Batman Falles steht. Auch damit macht Sean Murphy einmal mehr deutlich, dass in seiner eigenen Kreation nahezu alles möglich ist. Die Fledermaus ist eine Randerscheinung und das ist gut so!

In Zeiten von multiversalen und immer größer werdenden Bedrohungen ist es unglaublich erfrischend, back to the roots zu gehen. Batman ist der größte Detektiv der Welt. Entsprechend sahen gerade in den Anfangstagen seine Fälle aus. Das Harleen Quinzel das Zeug zur Detektivin besitzt, beweist auch ein anderer Black Label Titel – Joker/Harley – Psychogram des Grauens. Mit Spannung und Raffinesse bleibt der Fall bis zum letzten Akt kurzweilig und besticht durch seinen Bezug auf die Filmwelt und das Theater ungemein.

Das Fazit:

Batman – Der Weisse Ritter- Harley Quinn ist eine überaus gelungene Fortsetzung von Sean Gordon Murphys bisherigem Universum. Dem Murphyverse. Der DC Black Label Titel beweist dabei einmal mehr, dass Der Weisse Ritter zurecht als moderner Klassiker angesehen wird. Wie auch schon Der Fluch des Weissen Ritters, bringt uns die nun bereits zweite Fortsetzung tiefer hinein in dieses so andere Gotham City. Zwischen einer Verneigung vor dem bisherigen DC Kosmos und eigenen Elementen, überzeugt die hier kreierte Welt ausnahmslos. Dabei ist es diesmal vor allem der andere Blickwinkel auf Harley Quinn, der überzeugt. Sie wirkt menschlicher und nahbarer als jemals zuvor und macht die Handlung damit greifbar. Matteo Scalera liefert mit seinen Zeichnungen einen ausgezeichneten Job ab. Persönlich habe ich das kantige und grimmige von Murphy jedoch ein wenig vermisst. Eine Story, welche wie auch die beiden Vorgänger, in jeder gut sortierten Batman-Sammlung stehen sollte!

Bewertung: 4.5 von 5.
  • Erstveröffentlichung: 21.09.2021
  • Autor: Sean Gordon Murphy, Katana Collins
  • Zeichner: Matteo Scalera
  • Preis: 19€
  • Seiten: 164
  • Format: Soft-/Hardcover
  • Genre: Superhelden, Krimi
  • Inhalt: White Knight presents – Harley Quinn 1-6
  • Verlag: DC Comics/Panini Verlag
  • Erhältlich bei: Panini Comics Deutschland / Dudes Comic Corner

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