Kritik – Dave McKean: Raptor – Visuelles Meisterwerk, Cross Cult
Raptor von Dave McKean ist eine visuell fesselnde Reise zwischen zweier Welten. Als Raubvogel stellt sich Sokol finsteren Gefahren. Als Menschliche Gestalt, wandelt er als Schriftsteller durch das Wales des 19. Jahrhunderts. Ob der Cross Cult Titel nicht nur visuell sondern auch inhaltlich begeistert, erfahrt Ihr in meiner Kritik.
Lesezeit: 4 Minuten
Sokol, ein Raubvogel, schwingt stets zwischen zwei Welten und damit verbunden, zwei Existenzen umher. Der Raptor schwingt als Falke, durch ein feudales Land, in welchem er als Jäger Gefahren meistern muss. Als Mensch hingegen, trauert er als Schriftsteller seiner verstorbenen Frau hinterher, im Wales des 19. Jahrhunderts. Ein Leben in der Dämmerung, zwischen Wahrheit und Lügen… Eine neue Creator Owned Story, von Dave McKean.
Dave McKean ist vor allem für seine meisterhaften Illustrationen von The Sandman bekannt. Im Laufe seiner Karriere gewann der Artist zahlreiche Awards, u.a. den World Fantasy und Harvey Award. Mit Raptor liefert der Autor einen eindrucksvollen Titel, mit allerhand optischer Highlights und einer vielschichtigen Story. Dabei erscheint die Thematik zwar fern, doch oftmals, wirkt sie unglaublich nahbar.
Dave McKean – Zwischen Leben und Tod
Die Tatsache, dass der Titel mit seinem Spiel zwischen Leben und Tod, so nahbar ist, gehört zweifelsfrei zu den Stärken von Raptor. Verlust und Trauer sind Elemente des Lebens, mit denen die Meisten unter uns früher oder später, zu kämpfen haben. Die Art und Weise dessen, kann ebenso individuell sein, wie die Verarbeitung eben jener. Sokol verarbeitet den Verlust seiner Frau, mit Geschichten der Fantastik. In jenem Prozess, verschmilzen die Realitäten und Sokol wird zum majestätischen Raubvogel, welcher gegen monströse Kreaturen kämpft und heldenhafte Taten vollbringt. Vollendet werden die wirklich gelungenen Zeichnungen, mit teilweise sehr poetisch anmutenden Texten von McKean. Gar biblisch wirken die Monologe der Figur, welche zwischen Trauer und Hoffnung schwebt.
Während sich Sokol seiner Trauer und Depression hingibt, erlebt er nur in seiner Traumgestalt Momente des Glücks. In der Wirklichkeit, wird er mit einer alten Sage konfrontiert. Doch ist die ominöse Münze wirklich echt? Dave McKean verlangt durchaus, das als Leser, zwischen den Zeilen gelesen wird. Damit wird die Handlung nicht nur vielschichtig, sie gibt auch die Möglichkeit, dass jeder diese anders interpretieren wird. Dass macht das Ganze nicht nur ansprechend, sondern spielt auch mit klassischen Elementen von solch versponnenen Geschichten, wie sie in der Riege der Fantastik oft zu finden sind.
Das Fazit:
Raptor von Dave McKean ist ein vielschichtiger Titel, welcher viel Raum für Metaphern und Interpretastionen lässt. Sein Wechsel zwischen Fantasie und Wirklichkeit, Leben und Tod sowie der Verschmelzung jener, weiß klar zu gefallen. Fans von Fantastik und düsteren Geschichten, kommen dabei voll auf ihre Kosten. Das düstere und oft depressive der Handlung, kommt durch die extrem gelungenen Artworks wunderbar zur Geltung. Generell gibt sich das Ganze sehr ruhig und baut auf seine, durch fesselnde Monologe, perfekt ausgeführte Atmosphäre. Das Creator Owned Werk ist keinesfalls ein leichter Titel. Durch seine generelle Thematik und seine Aufmachung, fordert er die Leser*innen auf emotionaler Ebene durchaus heraus. Wenn man sich darauf einlassen kann, erhält man einen äußerst gelungenen Fantasy-Titel.
- Erstveröffentlichung: 10.10.2022
- Autor/Zeichner: Dave McKean
- Seiten: 144
- Preis: 30,00€
- Format: Hardcover
- Genre: Fantasy, Drama, Horror
- Einsteigerfreundlich: Ja
- Publisher: Dark Horse Comics
- Verlag: Cross Cult
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