Kritik – Cinema Purgatorio – Alan Moore – Fiktion oder Wirklichkeit?!
In Cinema Purgatorio geht Autoren Mastermind Alan Moore der Frage auf den Grund, was uns Menschen immer wieder in einen dunklen Raum, mit Fremden Menschen und Geräuschen zieht. Die Rede ist natürlich vom Kino. Nachdem bereits diverse Auskopplungen aus der Reihe im Dantes Verlag erschienen sind, kommen wir nun auch in den Genuss von Moores eigenem Werk, welches er mit Zeichner Kevin O’Neill verwirklicht hat. Doch hat sich das Warten gelohnt?
Worin liegt der Reiz des Kinos? Ein dunkler Raum voller Fremder, Bildern und Geräuschen, welche uns eine unvorstellbare Maschinerie in stetiger Völle vorsetzt. Ist es wirklich Unterhaltung? Oder aber eine Prüfung für Sünderinnen und Sünder, welche ihrer Läuterung begegnen? Im Cinema Purgatorio laufen allerhand Filme. Zwischen Epen, Krimis und weiteren, der Welt Hollywoods entsprungenen und parodienhaft inszenierten Klischees, ist vor keinem Genre halt gemacht. Wann beginnt das gesehene mit der Wirklichkeit zu verschwimmen?
In seiner ursprünglichen Form war das Projekt von Moore eine Heftreihe, welche in Anthologieform erschien. Anders als in der Veröffentlichung im Dantes Verlag, erhielt man keine abgeschlossenen Geschichten, sondern fand in jedem Heft gewisse Kapitel der einzelnen Titel wie Code Pru oder Modded. Alle der Titel befassen sich dabei mal mehr, mal weniger mit verschiedenen Genres und Formaten der Pop Kultur, des Kinos und der Geschichte. Cinema Purgatorio ist allerdings der einzige Titel der Reihe, der und als Leser aktiv ins Kino gehen lässt.
Cinema Purgatorio – Das Kino der etwas anderen Art
Zu Beginn des Buches, begleiten wir die Protagonistin aus der Ich-Perspektive auf ihrem Weg in das namensgebende Lichtspielhaus. Dieser Weg wird uns, im Verlauf der Story, noch weitere Male begleiten. Im Kino und am Platz angekommen, beginnt auch so gleich das Spektakel. Ein regelrechter Marathon an verschiedenen „Filmen“, Genres und Akten erwartet die (namentlich nicht genannte) Protagonistin. Wer genau hinsieht merkt dabei womöglich, dass die Stile der Filme sich mit der Zeit wandeln. Vom Stummfilm über Monsterkino, bishin zu Action, Superhelden und Zeichentrick sowie Krimis. Nur eine der diversen Hommagen an die Entwicklung des Kinos.
Nach jeder „Vorstellung“ finden wir uns im Kinosaal wieder. Recht schnell macht sich innerhalb dieser Passagen eine zum schneiden dichte Atmosphäre breit. Genau hier spielt Moore die Stärken seine Könnens aus. Denn es sind vor allem diese kleinen Momente, welche der Handlung ihre Würze verleihen. Sehr treffende, aber subtil verpackte Gesellschaftskritik, trifft auf viele Klischees des Kinos. „Was interessiert mich schon die Person zu meiner Linken?! Lebt er überhaupt? Was solls… hoffentlich ist der Film gut!“. Die im Cinema Purgatorio gezeigten Filme lassen die Protagonistin zunehmend nachdenklicher werden. Wieso tut sie sich dieses Kino nur immer wieder an? Erkennt sie sich etwa in gewissen Filmen und Rollen selbst wieder?
Unwirklich Wirklichkeit
Ihr kennt das Phänomen doch sicher auch. Ihr guckt einen Film oder eine Serie und werdet davon so gefesselt, dass Ihr jegliches Gefühl für Zeit oder Wirklichkeit verliert. Sei es die packende Handlung, die atemberaubenden Effekte oder aber ein, die Gedanken verdrehendes, Drama. Doch was ist, wenn das Gesehene mit der Wirklichkeit verschmilzt? Wo ist oben, wo unten?! Wie lange sitzen wir eigentlich schon im Kino und wo zur Hölle ist der Mann, der durchgehend in der Reihe vor Dir saß?
Die einzelnen Kapitel bzw die gezeigten Filme im Cinema Purgatorio sind nicht immer ein Genuss. Auch das kann natürlich als eine Art Hommage an das Kino angesehen werden. Faktisch ist es aber einer, der wenigen Kritikpunkte am Buch. Leider kann die dichte Atmosphäre der Kinobesuche, nicht über die gesamte Dauer aufrecht erhalten werden. Die verschiedenen Handlungen selbst bringen zwar durchaus ihre Reize mit, können das Ganze aber nur selten alleine tragen. Viel spannender ist es zu sehen, was nach bzw. vor den einzelnen Vorstellungen passiert. Ausgeschmückt wird das Ganze, wie im Dantes Verlag üblich, mit allerhand Trivia zu den einzelnen Panels. Dort gibt es einiges wissenswerte zu lernen!
Das Fazit:
Cinema Purgatorio von Alan Moore und Kevin O’Neill ist ein durchaus interessanter Titel geworden. Die Herangehensweise wird sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen. Lässt man sich darauf allerdings ein, entfaltet sich der Titel mit zunehmender Dauer immer mehr. Es ist gerade der psychologische und kritische Aspekt, den man zwischen den Zeilen liest, welcher Cinema Purgatorio interessant macht. Fans von Kino und Pop Kultur werden mit allerhand Hommagen, Trivia und Easter Eggs belohnt. Auch hier macht sich die Frage breit: Wann verschwimmen Fiktion und Wirklichkeit? Wer mit solchen Themen und Herangehensweisen etwas anfangen kann, findet einen klaren Geheimtipp!
- Erstveröffentlichung: 19.04.2022
- Autor: Alan Moore
- Zeichnung: Kevin O’Neill
- Preis: 30€
- Seiten: 256 s/w
- Format: Hardcover
- Genre: Krimi, Mystery, Sci-Fi, Drama, Thriller
- Verlag: Avatar Press
- Erschienen bei: Dantes Verlag
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