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Star Wars: Andor Staffel 2 – Greifbare Hoffnung – Disney+ – Kritik

Andor Staffel 2 ist das letzte Bindeglied zwischen der Prequel Trilogie und den Ereignissen aus Star Wars: Rogue One. Cassian Andor (Diego Luna) und seine Verbündeten setzen alles daran, die finsteren Machenschaften des Imperiums zu unterwandern und eine starke Allianz zu bilden. Die politischen Aspekte der Serie sind dabei, wie auch in Staffel 1, ein wichtiges Bindeglied der überaus dichten Atmosphäre. Ob die Aufteilung in vier Akte und der generelle Verlauf der Handlung, jedoch an die starke, erste Staffel heranreichen kann und ob der Übergang zu Rogue One glückt, lest ihr in der nachfolgenden Kritik. Die Staffel ist mit 12 Folgen komplett auf Disney+ verfügbar.


Seit dem Finale der ersten Staffel, ist rund ein Jahr vergangen. Cassian ist mittlerweile ein Teil der Bewegung des Widerstands gegen das Imperium. Während immer mehr Bergungs- und Spionage-Missionen auf der Tagesordnung stehen, versucht Senatorin Mon Mothma (G. O‘ Reilley) im Senat auf Coruscant eine gewisse Ordnung zu wahren. Vielmehr sind es aber die Handlungen im Verborgenen, welche ihr Kopfzerbrechen bereiten. Neben Feierlichkeiten, sind es angespannte Verhältnisse zwischen Persönlichkeiten des Widerstands. In alledem ist es weiterhin Luthen Rael (Skarsgard), welcher großflächig seine Finger im Spiel hat. Auf der anderen Seite versucht Dedra Meero (fabulös gespielt von Denise Gough), die Machenschaften der Rebellen aufzudecken. Auch sie besitzt Spione, welche zum Teil ruchlose Herangehensweisen an den Tag legen, um an Informationen zu gelangen. Die Galaxie ist in einem Zustand, welcher auf ein eskalierendes Extrem zusteuert. Als dann auch noch klar ist, dass das Imperium nicht vor der Opferung eines ganzen Volkes zurück schreckt, beginnt das Fass überzulaufen…

Andor Staffel 2 ist, wie auch die erste, in vier Akte aufgeteilt. Diesmal wurden jedoch im Wochentakt, ganze drei Episoden veröffentlicht. Dadurch erhält dieser Faktor einen anderen Stellenwert. Dies macht von daher auch Sinn, da nach jedem Akt, ein Sprung um ein Jahr vollzogen wird. Dadurch stehen die Akte oftmals für sich alleine, sind aber durch den übergeordneten Handlungsbogen und der Verbindung einzelner Charaktere, miteinander verbunden. Rechnerisch wird jeder Schritt, in Jahren vor der Schlacht um Yavin 4 (in A New Hope) konzipiert. Während die Staffel recht ruhig und gemächlich beginnt, steigert sich die Spannung im Verlauf der 12 Folgen, immer weiter. Es ist eine Besinnung zurück zu erwachsenen und realistisch anmutenden Herangehensweisen. Ein Aspekt, welcher bereits der ersten Staffel unglaublich gut zu Gesicht stand.

Cassian Andor, in geheimer Mission - Bild: A Walt Disney Company / Lucasfilm Ltd.
Cassian Andor, in geheimer Mission – Bild: A Walt Disney Company / Lucasfilm Ltd.

Andor Staffel 2 – Freunde sind überall!

Vergleicht man Andor Staffel 2 mit den vielen, weiteren Elementen der Reihe, fällt unweigerlich ein Faktor auf, welcher bereits in der ersten Staffel den benötigten Unterschied gemacht hat. Die oft „epische“ und „heldenhafte“ Art der Inszenierung weicht einer überaus menschlichen und greifbaren. Wir begegnen im Charakteren, welche komplex, zerrissen und verzweifelt sind. Sie kämpfen für die Chance auf Freiheit und sind bereit, für den kleinsten Funken der Hoffnung, alles zu opfern. Es ist eine Serie voller Emotionen und Schicksalsschlägen. Wer hätte 2016 gedacht, das Cassian Andor heute, fast ein Jahrzehnt später, zu einem der vielschichtigen und wichtigsten Charaktere werden würde, welche das Universum zu bieten hat? Ich selbst kann mich von anfänglicher Skepsis nicht los reden!

Andor ist greifbar, komplex und ohne jegliche Übertreibung, ein perfektes Prequel. Die inszenatorische Raffinesse wird nicht jedem gefallen. Dennoch hat Andor das geschafft, was noch keine Serie zuvor getan hat. Fünf aufeinanderfolgende Episoden, mit einem Score von 9,8 (auf IMDB). Weder Game of Thrones, Breaking Bad noch die Sopranos. Es war Andor, eine Serie, die anänglich missverstanden wurde. Ein Funke der Hoffnung und der Rebellion. Ein Funke von dem, was wir auch in der realen Welt erleben. Es ist Wunderbar, dass queere Charaktere, schlichtweg als normal betrachtet und integriert werden. Ohne das dies eine darauf fokussierte Erwähnung benötigt. Es ist schlichtweg normal und völlig legitim eingebaut. Ein Mut, welcher noch zu selten ist, in der großen Film- und Serienlandschaft dieser Welt.

Syril und Dedra in Andor Staffel 2 -Bild: A Walt Disney Company / Lucasfilm Ltd.
Bild: A Walt Disney Company / Lucasfilm Ltd.

Vorher, nachher, mittendrin!

Mit Dedra Meero hat man eine Antagonistin kreiert, welche nicht nur eine bedrohliche Aura versprüht, sondern eine vielschichtige Inszenierung und Entwicklung erfährt. Wenngleich sie oft nicht richtig einzuordnen ist, ist es ihr krankhafter Hang zur perfekten Ausführung der Mission, welcher eine wahrhaftige Stärke darstellt. Im Zusammenspiel mit weiteren, imperialen Strippenziehern wie Director Krennic (Ben Mendelsohn), welcher für sehr gelungene Szenen zurückkehrt oder Major Partagaz (Anton Lesser), entfaltet sich ein intensives und spannendes Netzwerk aus kriegerischen Taten und Verschwörungen. Auch die Tatsache, dass einige Figuren aus Rogue One hier (kleinere) Auftritte erhalten, macht das spätere Werk umso intensiver. So werden aus kleinen, vermeintlichen Nebenfiguren, im Verlauf der Handlung, wichtige Bürden Träger der Rebellion. Das betriebene World Building ist, genau wie das Szenenbild als auch die kreierten Kostüme, eine überaus gelungene Immersion des großen Ganzen!

Egal ob es Coruscant, Chandrila, die Heimat von Senatorin Mon Mothma oder aber zahlreiche weitere Schauplätze sind. Andor Staffel 2 ist optisch ein Genuss. Viel Auge für Details und audiovisuelle Kniffe. Nicht nur toll integriert, sondern auch, bei genauem hinhören, das eine oder andere Easter Egg bereithalten. All das zusammen genommen, lässt die Serie als einen höchst politischen Thriller erstrahlen, welchen die weit entfernte Galaxie, so bitter benötigt hat! Spätestens auf dem Planeten Ghorman wird klar, dass hier nicht nur gesellschaftskritische Themen integriert wurden sondern auch Kriegsverbrechen und rücksichtsloser Massenmord. Gewalt, psychischer Verfall und sexuelle Gewalttaten mögen im Kontext zu Star Wars deplatziert wirken. Im Bezug auf das große Ganze, ist es jedoch ein inszenatorischer Kniff, welcher wohldosiert und passend integriert wurde.

Das Fazit (+ neue Perspektive zu RO):

Star Wars: Andor Staffel 2 von Tony Gilroy ist eine überaus gelungene Produktion, welche erneut darstellt, welche Tragweite das einstige Weltraum-Märchen transportiert. Die ruhige Inszenierung eskaliert zu den richtigen Momenten mit Highlights, erschreckenden Wendungen oder Kriegs-Politischen Verbrechen, welche auch Tage später noch im Gedächtnis bleiben. Die metaphorischen vier Akte, hin zum großen Finale aus Rogue One, gehören nüchtern betrachtet zum Besten, was das Star Wars Universum zu bieten hat. Vergleichsweise ruhig mutet das Ende der Serie an. Doch dies ist keinesfalls unpassend, wenn man sich bewusst wird, dass das eigentliche Finale eben im Film stattfindet. Der Weg dahin, ist jedoch überaus greifbar und hervorragend inszeniert worden. Es zählen nicht nur die Taten der großen Helden. Es zählt jeder Einzelne! Andor ist ein fabelhaftes Beispiel dafür, dass Star Wars nicht nur greifbar sein kann sondern auch ohne Figuren wie den Skywalkers, Jedi oder Bezug zur Episoden Saga funktionieren kann! Es sind Cassian oder Dedra, welche mit Vielschichtigkeit und Raffinesse zu begeistern wissen.

Apropos Rogue One:

Ich habe den Film unmittelbar nach Episode 12 erneut gesichtet. Der ohnehin sehr gelungene Film, entfaltet sich mit diesen 24 Folgen im Vorfeld, auf eine bahnbrechende Art und Weise. Wenngleich einige Aspekte nun etwas „überholt wirken“, was natürliche Gründe hat, sind es umso mehr Elemente, die nun deutlich greifbarer und emotionaler erscheinen. Allein die Tatsache zu wissen, was viele dieser Figuren geopfert haben um an diesem Punkt zu stehen, lässt den Film in einem ganz neuen Licht erscheinen. Betrachtet man Andor sowie Rogue One als eine Trilogie, dürfte sie ohne Zweifel das Beste sein, das Star Wars seit Beendigung der Original Trilogie, zu Stande gebracht hat!

Bewertung: 4.5 von 5.
  • Erstveröffentlichung: 23.04.2025
  • Regie: u.a. Benjamin Caron, Tony Gilroy
  • Darsteller: u.a. Stellan Skarsgard, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Anton Lesser, Denise Gough, Elizabeth Dulau, Kyle Soller
  • Folgen: 12
  • Laufzeit: 40-60 Min
  • Freigabe: ab 12 Jahren
  • Eigenständig: Nein
  • Einsteigerfreundlich: (Nein, Staffel 1 notwendig)
  • Studio: Lucasfilm Ltd.
  • Streaming: Disney+

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