Film & Serien Kritiken

Joker 2: Folie À Deux – Die perfekte Fortsetzung!?- Kritik

Joker 2: Folie À Deux ist die lange erwartete Fortsetzung von Todd Phillips Kassenschlager aus dem Jahr 2019. Hauptdarsteller Joaquin Phoenix gewann einst einen Oscar als bester Hauptdarsteller. Diesmal lastet der Film jedoch nicht nur auf seinen Schultern. Lady Gaga steht ihm als Harley Quinzel zur Seite und bestärkt den Wahnsinn des Jokers. Die Fortsetzung ist als ein Hybrid aus Gerichtsdrama und Musical angedacht. Ob er mit diesem Konzept an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen kann und wieso man hier viel zwischen den Zeilen lesen sollte, lest ihr in der nachfolgenden Kritik.

Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) sitzt im Arkham Asylum bzw. dem Arkham State Hospital ein. Nach seiner grauenvollen Mordserie, welche ihren Höhepunkt in einer Live Aufzeichnung im TV fand, wartet er auf seinen Gerichtsprozess. Er ist abgemagert und deutlich gezeichnet, von seinen Psychosen und der Gewalt, welche ihm zugefügt wird. Durch einen Zufall sieht er eine junge Frau, in einem anderen Zellenblock. Harley Quinzel! Sichtlich von ihm angetan, weckt sie in Arthur das Verlangen, sich mehr mit seinem „Alter Ego“ auseinander zu setzen – Joker! Durch diese Bindung gerät Arthurs Leben und damit Verbunden sein Gerichtsprozess, aus den Fugen. Kann ein psychotischer Serienmörder sich selbst im Gericht verteidigen? Arthur findet es heraus…

Um die DNA des Sequels zu verstehen, sind gewisse Faktoren nötig. Zunächst war es längere Zeit ungewiss, ob ein zweiter Teil des DC Comics Film erscheinen wird. Der Regisseur Todd Phillips hat nie wirklich ein Geheimnis daraus gemacht, dass er eigentlich keine Fortsetzung drehen will. Eine Tatsache, welche auf paradoxe Art und Weise, eine prägende Rolle in der stilistischen Herangehensweise gefunden haben könnte. Gleichzeitig, wie einst bei Joker, muss man verstehen, dass diese Filme losgelöst sind von dem, was wir aus der allgemeingültigen Comic Kontinuität und den weiteren Film Adaptionen her kennen. Der Film spiegelt wie kein Zweiter die thematischen und inhaltlichen Freiheiten wieder, welche Künstler im DC Black Label nutzen können. Folie À Deux setzt Kontraste zum Vorgänger, welche nicht jedem zusagen werden. Wieso das genau richtig ist, erfahrt Ihr jetzt!


Joker (Phoenix) und Harley (Gaga) in Joker 2: Folie À Deux - Bild: Warner Bros. Pictures
Joker (Phoenix) und Harley (Gaga) – Bild: Warner Bros. Pictures

Joker 2: Folie À Deux – Charakterstudien und Erkenntnisse

Als Joker 2019 erschien, löste er bereits Gesprächsstoff aus, ehe er zum ersten Mal auf der großen Leinwand zu sehen war. Nach Amokläufen und weiteren Unruhen, wurde dem Film Verherrlichung vorgeworfen. Den Kritikern zum Trotz, avancierte die clevere Mischung aus Psychodrama sowie Charakterstudie, angelehnt an Scorseses Taxi Driver oder King of Comedy, zum Kassenschlager. Der Joker manifestierte sich endgültig in der Riege der als Antihelden angesehenen Figuren. Eine Tatsache, welche ich persönlich noch nie nachvollziehen konnte. Genau mit diesem Faktor, spielt Joker 2 gelegentlich. Der Film führt vor Augen, welche Auswirkungen solch eine regelrechte Vergötterung und Verdrehung von Tatsachen, haben kann. Wichtig zu verstehen ist, welchen Stellenwert der Zusatztitel für die Handlung hat. Folie À Deux stammt aus dem französischen und beschreibt den Übergang einer Psychose, auf eine weitere Person. Hiermit wird sich klar auf Harley Quinzel bezogen (gespielt von Oscarpreisträgerin Lady Gaga). Doch dazu später mehr.

Todd Phillips führt uns ein Sinnbild vor Augen, einer Ausschlachtung des Charakters. Der Joker wird angezweifelt. Die Frage, ob Arthur Fleck im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte gehandelt hat, oder sein geschaffenes Alter Ego die Morde tätigte. Joaquin Phoenix magerte sich bis an die Grenzen seiner Gesundheit herunter, um den äußerlichen wie innerlichen Zerfall Arthurs verdeutlichen zu können. Zerrüttet aus Knast-Gewalt, der inneren Frage, wer er wirklich ist und Psychosen, welche ihn die Grenzen aus Wirklichkeit und Fiktion vergessen lassen. Nüchtern betrachtet, liefert uns der gesamte Film einen Prozess. Nicht nur im Gerichtssaal, sondern vor allem in der Selbsterkenntnis Arthurs.

Harley Quinn, oder?

Arthur wird vor Gericht von seiner Anwältin Catherine Keener (Maryanne Stewart) vertreten. Als er eines Tages im Gefängnisalltag jedoch auf die junge Insassin Lee Quinzel trifft, ändert sich seine Sicht der Dinge schlagartig. Sie entpuppt sich als großer Fan seiner selbst. Schnell beginnt er eine Bindung zu ihr aufzubauen. Diese ist so stark, dass er sich immer mehr in eine Art Scheinwelt zurückzieht. Irgendwann kann er jedoch nicht mehr unterscheiden, was echt ist und was nicht. Als er seine Anwältin feuert und sich selbst vertreten will, beginnt ein folgenschwerer Twist. Die Frage, ob der Joker der Joker ist, ist ein Anker der Handlung, welcher eine vielschichtige Nebenhandlung bekräftigt. Der Kult, welcher um den Clown entstanden ist, geht in eine extreme Richtung, die ihn selbst an alledem zweifeln lässt.

Die Einbindung von Harley Quinnn dürfte einer der interessantesten Aspekte von Joker 2: Folie À Deux sein. Gaga spielt die psychisch kranke Insassin des Arkham Asylum gewohnt gelungen und setzt ihr, ihr eigenes Markenzeichen auf. Dem Drehbuch geschuldet, schafft sie es aber nie wirklich, den Charakter über die Grenze zu bewegen. Die Screentime Quinns ist, gemessen an der Laufzeit, recht dosiert, wird aber in den richtigen Momenten fokussiert. Sie ist ein Zeugnis gefährlichen Fanatismus, welcher die Symbiose von wahr und falsch, gekonnt aushebelt.

Die Arthur Fleck Show

Eine Beziehung im Gefängnis - (Bild: Warner Bros. Pictures)
Eine Beziehung im Gefängnis – (Bild: Warner Bros. Pictures)

Joker 2: Folie À Deux ist eine Verschmilzung aus Gerichtsdrama, Psychodrama und Musical-Romanze. Mit diesem Konzept mag der Film vielerorts auf wenig Zuspruch stoßen. Doch auch hier ist es immens wichtig, den Stellenwert der musikalischen Einlagen zu verstehen. Wie bereits erwähnt, flüchtet sich der Hauptcharakter häufig in Psychosen und Fantasiewelten. Die Musik ist ein Kernelement seiner Art, mit seinen Problemen klarzukommen. Das sein Wärter Jackie Sullivan (gekonnt gespielt von Brendan Gleeson, The Banshees of Inisherin) ihn für den Musikkurs angemeldet hat, sollte ihm zunächst helfen. Letztlich bekräftigte es seine Entwicklung jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Auch hier werden wir Zeugnis der Tatsache, dass vieles im Leben des Arthur Fleck, eine Aneinanderreihung von fremder Entscheidungen ist, welche sein Leben beeinflussen sollten. Egal ob es sein gewalttätiger Wärter, seine von ebenso viel Gewalt geprägte Kindheit oder die selbstsüchtigen „Ratschläge“ Harleys sind.

Wenngleich nicht jeder Song vollends überzeugen kann und rund zwei weniger, sicherlich das Pacing des Films positiv beeinflusst hätten, ist die Musik ein wichtiger Faktor. Bei genauem hinhören stellen wir fest, das diese einen unscheinbaren Twist mit sich bringt, welcher jedoch für das Verständnis der Misere, einen enormen Stellenwert mitbringt – „Can´t we just stop singing?“ Apropos Singing. Geschuldet der stilistischen Entscheidung von depressiv anmutenden Gesangseinlagen, kann Lady Gaga nur selten ihre volle Bandbreite einbringen. Ein positives Beispiel sei da mit „That´s Life“ erwähnt. Generell ist der Motion Picture Soundtrack zu empfehlen, welcher diverse Songs in ein gelungenes Licht rückt und gleichzeitig den hervorragenden Score von Hildur Guðnadóttir beinhaltet.

Das Fazit:

Joker 2: Folie À Deux von Todd Phillips mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga in den Hauptrollen, ist ein kunstvolles Sequel, welches die Meinungen spalten wird, wie es nur wenige Filme tun. Fakt ist: Wer einen Film ähnlich des ersten Teils erwartet, wird (voraussichtlich) bitter enttäuscht. Teil 2 ist soweit von Popcorn Kino entfernt, wie der Joker von einem Freispruch. Doch das ist genau richtig so. Der Genre Mix ist eine clevere Idee, welche die Psychosen und den inneren Zerfall des Charakters, gekonnt hervorrückt. Folie À Deux ist ein Film, in welchem viel zwischen den Zeilen gelesen werden muss, um den Stellenwert einiger stilistischer und inhaltlicher Entscheidungen verstehen zu können. Der Kult um den Joker, die Verschmelzung aus Film und realer Popkultur sowie das Zeugnis der Auswirkungen fremden Einflusses, sind starke Elemente und werden durch diverse Verweise auf reale Ereignisse nur bekräftigt.

Der Gerichtsprozess erinnert nicht selten an jenen von Ted Bundy. Mit diversen Charakteren (Harvey Dent) und optischen Finessen (z.B. der Weiße Anzug aus The Dark Knight Returns), werden diverse Bezüge zur Comicvorlage hergestellt, welche durchaus als Easter Eggs betrachtet werden können. Wenngleich er nicht auf dem selben Level spielt, wie der erste Film, macht er als Fortsetzung eine untypische aber äußerst gelungene Figur. Wer auf stilistische Spielerein steht und auch nur ansatzweise etwas mit Arthouse anfangen kann, wird gut unterhalten. Seien wir ehrlich – Wäre Joker 2: Folie À Deux ein perfekter Film, würde er sich selbst belügen in der Message, die er ausstrahlt (wenn man sie erkennt!). That´s Life…

Bewertung: 3.5 von 5.
  • Erstveröffentlichung: 03.10.2024
  • Regie: Todd Phillips
  • Darsteller: u.a. Joaquin Phoenix, Lady Gaga, Brendan Gleeson, Zazie Beetz, Harry Lawtey
  • Freigabe: ab 16 Jahren
  • Laufzeit: 138 Minuten
  • Genre: Drama, Psychodrama, Gerichtsdrama, Comicverfilmung, Musical
  • Eigenständig: Nein (Teil 1)
  • Basierend auf: DC Comics
  • Studio: Warner Bros. Pictures
  • Musik: Hildur Guðnadóttir

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