Kritik – Gideon Falls 3+4 – Zyklus Eins endet! – Splitter Verlag, Jeff Lemire
Gideon Falls von Star-Autor Jeff Lemire und Zeichner Andrea Sorrentino hat sich schnell zu einem der Highlights innerhalb der Comic Welt entwickelt. Nicht ohne Grund wurde die Reihe mit dem Comic-Oscar, dem Eisner Award ausgezeichnet. Die im deutschen Splitter Verlag beheimatete Horror-Reihe geht nun bereits in die vierte Runde. Weshalb Ihr Euch Band 3 und 4 nicht entgehen lassen solltet und noch einiges mehr, lest Ihr hier.
Noch immer ist die Bedrohung welche von der Schwarzen Scheune ausgeht allgegenwärtig. Pater Fred und Norton Sinclair arbeiten mit Hochdruck daran, das Geheimnis um das scheinbar paranormale Gebäude zu lüften. Dann jedoch kommt alles anders. Wo befinden sich die Protagonisten gerade? Ist Gideon Falls eine Großstadt, oder doch ein Dorf? Desweiteren erfahren wir, was es mit der Pentoculus Maschine auf sich hat, die scheinbar eng mit den Ereignissen verbunden ist. Außerdem – wir befinden uns am Ende des ersten Zyklus.
Gideon Falls Band 3+4 haben die Angewohnheit, ein extrem gutes Gesamtbild abzugeben. Während man den dritten Ableger der Reihe als einen hervorragenden Prolog (in weiten Teilen) sehen kann, bietet der Vierte umso spannendere Kapitel der Mystery-Horror-Reihe. Beachtet man die Tatsache das der erste Zyklus der Geschichte hier endet, verwundert das wenig. So drehen Jeff Lemire (Black Hammer, Moon Knight) und Andrea Sorrentino (Old Man Logan) hier nochmal mehr auf und belohnen uns Leser mit hervorragender Unterhaltung.
Kreativer Höllenritt – Gideon Falls
Jeff Lemire beweist immer wieder aufs neue, dass er ein extrem kreativer Kopf ist. Nicht selten sind seine Geschichten unheimlich vielseitig und vielschichtig angelegt. So baut er seit dem Start der Reihe eine konstante und anhaltende Geschichte auf, die viele Wendungen, Überraschungen und Fragen mit sich bringt. Fragen, welche in den beiden Bänden durchaus beantwortet werden. Das jedoch nicht, ohne neue aufzuwerfen. Genau da liegt aber auch der Anreiz, denn so entsteht definitiv keine Langeweile. Lemire weiß, wie er den Überraschungsmoment in seine Geschichten unterbringt. Jedes Mal wenn man denkt man wüsste wo die Reise hingeht, lenkt er sie in eine gänzlich andere Richtung. Dadurch entsteht nicht nur weitere Spannung auf das was kommt – man kann sich in gewisser Weise in die Charaktere hineinversetzen, die ähnliches durchmachen müssen.
Aus optischer Sicht bieten die Zeichnungen von Andrea Sorrentino ein Highlight nach dem anderen. So wissen vor allem die groß angelegten Doppelseiten innerhalb der Bücher jedes Mal aufs neue zu begeistern. Etwas, dass seit Band 1 anhält. Dabei ist es das Zusammenspiel seiner Zeichnungen und den Farben, welche in schwarz und rot gehalten werden. Dadurch entsteht nicht selten eine extrem intensive und passende Atmosphäre, welche dem ganzen die Kirsche auf die Sahne setzt. Im allgemeinen Verlauf der Geschichte wird hingegen eher auf nüchterne Farben gesetzt, womit eine dynamische Inszenierung entsteht.
Mysterium zwischen Raum und Zeit
Im Verlauf von Band 3 und 4 kommen wir an einen Punkt, welcher durchaus Verwirrung stiftet. Wo ist oben, wo ist unten? Wo ist hinten, wo ist vorne? Man braucht wahrlich einen Moment bzw einige Seiten, bis man erahnt, was hier vor sich geht. Das alles ist aber so extrem gut ausgearbeitet, das diese Komplexität einfach nur Spaß macht. Apropos ausgearbeitet – die Charakter-Entwicklung nimmt hier nochmal mehr Fahrt auf und belohnt uns mit diversen Twists und Entwicklungen, welche zum Teil alles andere als ersichtlich waren. Es lohnt sich durchaus vorher nochmal die Erinnerungen an die Vorgänger aufzufrischen. Bei einer Reihe wie Gideon Falls ist das aber alles andere als lästig, es macht Freude.
Auch wenn das Geheimnis rund um die schwarze Scheune hier noch nicht vollends aufgelöst wird, erhalten wir einen neuen Blickwinkel auf diverse Kernelemente der Reihe. So erhaschen wir mehr Informationen über den scheinbaren Gegenspieler der Helden. Wir lernen mehr über die so genannten Ackermänner und ihre Aufgaben und vor allem erfahren wir, was es mit der Pentoculus Maschine auf sich hat. Ist sie eine Waffe, eine Zeitmaschine oder doch etwas ganz anderes? Das müsst Ihr natürlich selbst herausfinden.
Das Fazit:
Gideon Falls Band 3, Der Kreuzweg und Band 4, Das Pentoculus peitschen die Geschichte rund um Pater Fred und Norton Sinclair mit einer regelrechten rafinesse weiter, so dass man die wunderbar verarbeiteten Hardcover des Splitter Verlags nur schwer aus der Hand legen kann. Eine Tatsache die einmal mehr bestätigt, weshalb die Kreation von Jeff Lemire und Andrea Sorrentino u.a. als Beste neue Serie 2019 mit dem Eisner Award ausgezeichnet wurde. Von Band zu Band hält die Mystery-Horror Reihe ihre Qualität hoch oben und kommt jedes Mal sehr dynamisch und atmosphärisch daher. Auch wenn Band 3 verhältnismäßig ruhigere Töne mit sich bringt, büßt das keinesfalls Qualität ein. Vielmehr beweist es, dass Gideon Falls eben vielseitig sein kann. Jene Tatsache spiegelt sich auch in den Artworks wieder, welche hervorragend dynamisch und durchgehend auf hohem Niveau daherkommen.
Der erste Zyklus wurde mit einem Knall beendet, der mit Hochspannung spekulationen anschärft, wie es ab der kommenden Ausgabe weitergehen wird. Eines steht aber bereits seit Band 1 fest – wer sich diese Serie entgehen lässt, verpasst etwas. Nicht nur Horrorfans werden hier großartig unterhalten, auch Genre-Neueinsteiger und allgemein Fans spannender Geschichten.
- Erstveröffentlichung: 30.04.2020/28.08.2020
- Autor: Jeff Lemire
- Zeichner: Andrea Sorrentino Farben: Dave Stewart
- Preis: je 22€
- Seiten: je 136
- Genre: Mystery/Horror
- Format: Hardcover/eComic
- Verlag: Splitter Verlag
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