Comic Kritiken

A History of Violence (Vertigo/Panini Comics)

Versetzt euch in folgende Lage: Ihr seid in einer Bank welche überfallen wird. Durch Zufall landet eine Pistole vor euch. Der Täter dreht euch den Rücken zu, Ihr könntet ohne Probleme an die Pistole gelangen und schießen! Tut Ihr es? … Zu spät… der Täter sieht euch…er schießt!

 

Mit diesen Worten eröffnet Autor John Wagner (u.a. Judge Dredd) das Vorwort von A History of Violence, welches 2006 unter Vertigo Comics veröffentlicht wurde. Ich habe den Klassiker endlich gelesen, nachdem ich den Film bereits vor einigen Jahren gesehen habe. Wie ich den Band fand, lest Ihr in folgender Review!

Eine gemütliche, kleine Stadt!

Tom McKenna lebt mit seiner Familie in einer kleinen Stadt, entfernt vom Großstadt-Trouble und betreibt ein Bistro. Als jedoch eines Tages ein paar Gauner seinen Laden überfallen wollen, ändert sich sein Leben schlagartig!

Indem er die Täter überwältigt und damit den Überfall verhindert, ruft er nicht nur die Presse und die örtliche Polizei hervor. Auch Teile seines Lebens, welche er lieber geheim halten würde kommen ans Tageslicht. Teile einer schlimmen Vergangenheit, die Tom schon lange hinter sich gelassen hat. So schien es zumindest…

A History of Violence 3

Die Vergangenheit vergisst nie!

Redet man über A History of Violence, wird oft davon gesprochen wie gut es sei, dass es ein moderner Klassiker sei. Dem kann ich auch ohne Bedenken zustimmen. Doch wieso eigentlich?

Zum einen wäre da die Story selbst. Natürlich gibt es solche Storys, wo der Familienmensch aus der Kleinstadt plötzlich der nationale Held wird, wie Sand am Meer. Doch John Wagner hat es trotzdem geschafft, seine Kreation aus der breiten Masse hervorzuheben! Es sind die Tragödie und die Dramatik, welche einen in ihren Bann ziehen. Das Comic will mehr sein als eine einfache Unterhaltung für zwischendurch. Vielmehr hat es den Anspruch, seine Leser zum nachdenken zu motivieren.

Wenn die eigene Vergangenheit einen einholt und sich das Leben schlagartig verändert…wenn nicht nur das eigene, sondern auch die Leben der Familie dadurch umgekrempelt werden und womöglich in Gefahr geraten…

A History of Violence 4

Jeder Mensch hat Dinge in seiner Vergangenheit, über welche er nachdenkt. Seien es falsche Entscheidungen, Gräultaten oder banale Dinge wie „Hätte ich lieber A oder B gekauft und was wäre wenn…“. Die Dinge sind vielfältig und individuell. Doch was wäre, wenn man im hier und jetzt die Konsequenzen tragen muss? Wie würde es sich auf das momentane Leben auswirken?

Mit genau dieser Frage wird der Leser in A History of Violence konfrontiert und zum nachdenken angeregt. Aus eben diesem Grund, ist die Geschichte welche hier erzählt wird auch so nah an der Realität!

 

Wer braucht schon Farben?

Vince Locke (The Sandman, Deadworld) hat es geschafft, die Story mit sehr stimmigen und passenden Schwarz/Weiß Zeichnungen zu illustrieren, welche den perfekten Grat zwischen Detailreichtum und Minimalismus tragen. Pompöse und bunte Zeichnungen wie man sie vor allem aus Superhelden Comics kennt, wären hier definitiv fehl am Platz gewesen. So ist es auch das Zusammenspiel aus Story und Zeichnungen, welche das Buch zu dem machen, was es ist.

Für den ein oder anderen könnte es ungewohnt sein solche Zeichnungen zu sehen, doch es lohnt sich dem Buch eine Chance zu geben und sich nicht davon abschrecken zu lassen. Spätestens nach dem ersten Kapitel fühlt es sich an, wie das normalste auf der Welt.A History of Violence Artwork

Der Dreck von damals…

Trotz des ganzen Lobs, gibt es auch ein paar Kleinigkeiten zu kritisieren. So fehlt hier und da ein wenig der Kontext in den Übergängen einzelner Bilder. Ebenso wäre es schön gewesen zu sehen, was gewisse Konsequenzen mit sich gebracht hätten. So bleibt nur die Vorstellung diesbezüglich, wie es weitergegangen sein könnte. Um Spoiler zu vermeiden, kann ich leider wenig ins Detail gehen, doch wirkten einige Stellen etwas abrupt und ich hätte mir ein wenig mehr Tiefe im Detail gewünscht.

Im Großen und Ganzen gibt es aber nur wenig zu bemängeln. Meine Kritikpunkte sind eher meckern auf hohem Niveau, als wirkliche Störfaktoren.

Fazit:

A History of Violence schafft es mehr zu sein als ein Comic für zwischendurch. Viel mehr begeistert es durch seine extrem realistische und zum nachdenken anregende Story und die stimmigen Zeichnungen. Es ist Unterhaltung auf hohem Niveau. Die Geschichte hat mich oft an Noir und Mafia Filme erinnert und mich auf diesem Wege umso mehr in ihren Bann gezogen! John Wagner und Vince Locke haben ein Comic kreiert, welches problemlos als moderner Klassiker angesehen werden kann, wenngleich es sicherlich nichts für jeden ist. Jeder der auf gehobene Unterhaltung und Krimi oder Mafia Storys steht, sollte aber einen Blick riskieren! Es lohnt sich!

Erstveröffentlichung: 07/2006

Seiten:                              300

Preis:                                39,90€

Format:                           Hardcover

 

 

 

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