Nosferatu – Der Untote: Schaurige Neuinterpretation – Kritik
Nosferatu – Der Untote ist eine Neuinterpretation des gleichnamigen Horrorfilm Klassikers, aus dem Jahre 1922. Basierend auf dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker, widmet sich Genre-Regisseur Robert Eggers dem finsteren Vampir aus Transsilvanien. Mit u.a. Bill Skarsgard, Willem Dafoe (Marvels Spider-Man: No Way Home) und Lilly-Rose Depp starbesetzt, werden wir mit finsteren Bildern und morbiden Okkultismus das Fürchten gelehrt. Worum es außerdem geht und wieso der Film, wie so viele Werke des Regisseur, die Gemüter spalten wird, lest ihr in der nachfolgenden Kritik. Der Film läuft seit dem 02.01.2025 im Kino, im Verleih von Universal Pictures.
Ellen (Lilly-Rose Depp) sehnt sich nach Zuneigung und erweckt durch ihre Gebete, ein lange schlafendes Unheil! Graf Orlock, besser bekannt als Nosferatu, zieht die Junge Frau in ihren Bann. Fortan sucht er sie regelmäßig in ihren Albträumen heim und befriedigt ihre lüsternen Verlangen. Jahre später geht sie eine Ehe ein, mit dem jungen Geschäftsmann und Anwalt, Thomas Hutter. Dem Grafen missfällt dies jedoch maßlos. Er korrumpiert schließlich Thomas` Dienstherren und lockt den jungen Mann auf sein Schloss, in Transsilvanien. Sein Vorhaben ist es, in die Heimat des jungen Paares zu gelangen. In das deutsche Wisborg. Dort soll sich Ellen ihm erneut versprechen. Noch ahnt niemand, welches Unheil diese Reise über die kleine Hafenstadt bringen wird…
Nosferatu gilt als ein Herzensprojekt Robert Eggers. Bereits in seiner Jugend wurde er von dem Original aus 1922 in seinen Bann gezogen. Nachdem die Produktion für einige Jahre holprig war (u.a. Verschiebungen und Änderungen in der Besetzung), konnte der Film im Jahr 2023 letztlich abgedreht und realisiert werden. Skarsgard sprach zunächst für die Rolle des Thomas Hutter vor. Am Ende verwandelte er sich jedoch in den finsteren Graf Orlock/Nosferatu und die Rolle des jungen Ehemannes ging an den X-Men Star, Nicholas Hoult. Wie auch bei seinem Genre-Hit Der Leuchtturm (hier findet ihr meine Kritik), setzt Eggers erneut auf detailgetreue Schauplätze und einen großen, künstlerischen Aspekt in seiner Herangehensweise.
Nosferatu – Die Finsternis in tiefen Oktaven
Ein großes Stichwort des Films, dürfte „Zeitgeist“ sein. Bereits im Intro wird ersichtlich, dass dieser Film abseits der Moderne spielt. Einblendungen von Universal & Co. lassen an die Optik der Weimarer Republik, eben jener Zeit, in welcher das deutsche Original erschien, erinnern. Diese Tatsache zieht sich, ausgesprochen gekonnt, durch den gesamten Film und spielt der Atmosphäre damit in die Karten. Allgemein ist es ein überaus gelungenes Zusammenspiel aus Szenerie und lyrischer Raffinesse, welche Nosferatu von Robert Eggers, eine willkommene Abwechslung werden lassen, im einfältigen Konkurrenzbild des modernen Horrorfilms. Mögen einige Sätze und textliche Passagen heutzutage geschwollen und gar komisch wirken, spiegeln sie das damalige Sprachbild gekonnt wieder, was der Szenerie zugute kommt.
Generell ist es das oftmals starke Szenenbild, welches den Film zu einem schaurigen Genuss werden lässt. Wenn Thomas durch einen finsteren Wald schlendert, während eine noch finsterere Kutsche seinen Weg kreuzt oder wir eine lange Kamerafahrt begleiten, in welcher sich ein unheimliches Schattenspiel Graf Orlocks über die Stadt erheben lässt, dann macht das einfach spaß! In Rauch und Kerzenschein getauchte Räume, schemenhafte Erscheinungen oder gar grafische Gewalt, garniert mit einer exzessiven Herangehensweise an die Filmkunst. Eggers beweist erneut, dass er Extreme präferiert. Eine Tatsache, welche seine Filme oftmals die Gemüter spalten lässt. Dieser hier wird, nach Werken wie The Witch oder Der Leuchtturm, keine Ausnahme sein.
Okkulte Nekromantie
Nosferatu konfrontiert die Zuschauer*innen mit einer kontroversen Darstellung aus sexualisierter Nekrophilie, exzessiven Fanatismus und okkulten Praktiken. Ein romantisiertes Zusammenspiel aus abstoßendem Missbrauch und paradoxer Hingabe. In diesem Moloch aus Emotionen und detailgetreuen Wahnsinn aus Zeitgeist und menschlicher Ungewissheit, stechen die Darsteller der Ellen Hutter, sowie des Grafen Orlocks, sehr hervor. Letzterer bringt mit seiner tiefen Stimme und dem fesselnden Akzent, das Mark nicht selten zum erschüttern. Stundenlange Maske an Drehtagen und Übungen mit Opernchören, haben sich für Skarsgard durchaus gelohnt. Dennoch kann er sich, wenngleich seine Darbietung beispiellos ist, nicht an die Stelle des darstellerischen Highlights spielen. Lilly-Rose Depp entfacht eine schauspielerische Leistung, welche problemlos auf diversen Preisverleihungen, zu einem Favoriten avancieren könnte.
Die körperliche Besessenheit, sowie die geistlichen Angstzustände hat sie brachial gut gespielt, sodass sie den weiteren Cast klar hinter sich lässt. Zu jeder Sekunde kauft man ihr ihre Rolle ab, welche sie mit völliger Hingabe verkörpert. Weniger gelungen ist hingegen die Rolle des Prof. Albin Eberhart von Franz, gespielt von Willem Dafoe. Auch, wenn Dafoe gewohnt souverän und gelungen spielt, passt die Rolle in ihrer Art, nicht gänzlich zum so düsteren Gesamtbild des Films. Der okkulte Spezialist bringt die Thematik zwar auf ein weiteres Level und legt, vor allem dank altertümlicher Fachwörter und gothischer Details, den Fokus tiefer auf den abergläubigen Kern der Geschichte. Durch seine oftmals komische Art und kontrastreich witzigen Sprüche, verliert sich das Spektakel gegen Ende allerdings. Grundsätzlich hätte der Film durchaus kürzer gestaltet werden können. Daher ist es spannend, bedenkt man, dass Eggers jüngst einen Extended Cut für das Heimkino angekündigt hat.
Das Fazit:
Nosferatu – Der Untote, von Robert Eggers, erschienen im Verleih von Universal Pictures, ist eine erstklassige Adaption des Stummfilm Klassikers. In atmosphärischen und sehr detailreichen Bildern, wird das Schauermär um den finsteren Vampir, in einem zeitgenössischen Gewand, in die Moderne Filmlandschaft transportiert. Auch, wenn dieser Film keinesfalls für jedermann zugängig sein wird, ist er eine kunstvolle Bereicherung der Filmlandschaft. Wenige, aber dafür gelungen integrierte Jumpscares, lassen sich zweifelsohne verschmerzen. Denn insgesamt bietet der Film eine starke Atmosphäre, düstere und okkulte Highlights, welche im gothischen Gewand, für Gänsehaut sorgen werden. Die darstellerische Leistung von Depp und Skarsgard, lassen keine Wünsche offen und auch der Neben-Cast, liefert auf hohen Niveau ab. Zwar verliert sich das Gesamtbild gegen Ende ein wenig und büßt, durch kreative Entscheidungen, ein wenig seiner Atmosphäre ein, doch letztlich ist dies meckern auf hohen Niveau. Ob der angekündigte Extended Cut Sinn ergibt, wird sich zeigen. Bereits die Kinofassung wirkt gelegentlich zu lang.
- Erstveröffentlichung: 02.01.2025
- Regie: Robert Eggers
- Darsteller: u.a. Lilly-Rose Depp, Aaron Taylor-Johnson, Willem Dafoe, Nicholas Hoult, Bill Skarsgard
- Freigabe: ab 16 Jahren
- Laufzeit: 133 Min
- Gerne: Horror/Fantasy
- Eigenständig: Ja
- Studio: Universal Pictures
Neues im Nerd Cave
- Nosferatu – Der Untote: Schaurige Neuinterpretation – Kritik
- Hexagon Bridge + Damn Them All 2 – Knallhart und psychedelisch
- Pokémon TCG Pocket – Digitaler Sammelspaß mit Stil – Test
- The Penguin – Düstere Mafia Machenschaften in Gotham – Kritik
- Agatha All Along – 5 Gründe, warum die Serie Spaß macht
Ihr wollt immer up to date bleiben und keine Reviews und Artikel verpassen? Dann folgt meinem Blog auf Facebook, Instagram oder TikTok und erhaltet dort noch viel mehr Input! Ich würde mich freuen!