Kritik – Batman: Der Fluch des Weissen Ritters
Der Fluch des Weissen Ritters ist die lang erwartete Fortsetzung von Sean Murphys Batman-Saga aus dem DC Black Label, welches im vergangenen Jahr sofort zu einem modernen Klassiker avanciert ist. Der Joker? Geheilt! Batman? Der Böse?! Alleine diese beiden Tatsachen reichen um zu vermitteln, dass hier einiges anders läuft. Nun also kommen wir in den Genuss der Fortsetzung. Oben drauf gibt es auch das Spin Off rund um die Vergangenheit von Mr. Freeze. Ob sich die Story lohnt und vieles mehr, erfahrt Ihr hier…
Während in Gotham, nach den Ereignissen aus „Der Weisse Ritter (lest HIER meine Kritik)“ mittlerweile vieles anders läuft, gibt es diverse Konstanten – Kriminalität, Korruption und … Superschurken. Einer davon ist, wie sollte es auch anders sein, der Joker. Nachdem Jack Napier im ersten Teil als geheilt galt und diverse Veränderungen in die Metropole bringen wollte, sitzt sein Alter Ego, der Clownprinz, mal wieder in Arkham ein. Doch er hat einen Plan. Tief versteckt unter dem Arkham Asylum lauert ein hunderte Jahre altes Geheimnis, welches das Leben in Gotham sowie das von Bruce Wayne bzw. Batman für immer zu verändern droht. Doch alleine kann der Joker sein Vorhaben nicht umsetzen. Helfen tut ihm ein, für Fans, alter Bekannter – Azrael!
Als der Panini Verlag Anfang 2019 Der Weisse Ritter veröffentlicht hat, war ich zunächst etwas skeptisch. Eine Art Rollentausch zwischen dem dunklen Ritter und seinem Erzrivalen? Das klang sehr gewagt. Aber wie so oft – wer wagt gewinnt. Gewonnen hat Sean Gordon Murphy, Autor und Zeichner der Geschichte, damit auf jeden Fall! Nicht nur Anerkennung unter den Batman Fans, sondern auch die Kreation eines modernen Klassikers. Denn sein Werk ist ein Paradebeispiel dafür, wieso das DC Black Label, der Imprint von DC Comics, definitiv seine Daseinsberechtigung hat. Eine zutiefst interessante und packende Geschichte abseits jeglicher Kontinuität, welche so überzeugt, dass die Fortsetzung eine logische Konsequenz war.
Der Fluch des Weissen Ritters – Fluch?
Wer den grandiosen Vorgänger kennt weiß, dass Murphy in seiner Geschichte einige Dinge verdreht, welche wir aus der Kontinuität des Mitternachtsdetektivs kennen. So wundert es auch hier kaum, dass er einige Anspielungen und Anekdoten eingebaut hat, welche Fan-Herzen höher schlagen lassen. Egal ob es Filme wie Batman aus 1989 mit Michael Keaton, das monumentale Knightfall Event der Neunziger oder viele mehr sind. Doch das alles dient nicht nur als Fan Service. Es fügt sich wunderbar in die Geschichte ein und verleiht ihr dadurch umso mehr Tiefe.
Bereits der Anfang des 268 Seiten starken Buches macht deutlich, was den Leser erwartet. Wir starten mit einem stimmigen Rückblick welcher uns mit in die Vergangenheit Gotham Citys nimmt. Liegt etwa ein Fluch auf den Waynes, welcher seit Jahrhunderten auf der Familie lastet oder steckt sogar noch mehr dahinter? Diese und viele andere Fragen, beantwortet Der Fluch des Weissen Ritters. Was danach folgt ist eine Geschichte, welche seinem Vorgänger nahezu ebenbürtig ist. Knallhart und stimmig inszeniert, bietet das Comic Unterhaltung für Fans und Neueinsteiger. Wer sich fragt ob er auch direkt mit dem vorliegenden Band anfangen kann, der kann beruhigt sein. Auch wenn ich es klar empfehle den Vorgänger im Vorfeld zu lesen, kann die Geschichte unabhängig genossen werden.
Wieso es sich empfiehlt den Vorgänger zu lesen, liegt auf der Hand. Die Geschichte ist eine direkte Fortsetzung und nimmt daher natürlich viele Elemente mit, welche Teil 1 aufgebaut hat. Wieso Nightwing, Batgirl und co in der so genannten GTO kämpfen? Weshalb Batman einen noch schwereren Stand in seiner Heimatstadt hat als ohnehin schon und wieso der Joker mal wieder in Arkham hockt – solche und andere Dinge haben dort ihren Ursprung.
Kein Fluch sondern ein Segen – Die Atmosphäre im Fluch des Weissen Ritters
Etwas das mir bereits in Der Weisse Ritter extrem gefallen hat, ist die dichte Atmosphäre der Geschichte! Der Fluch des Weissen Ritters steht seinem Vorgänger in dieser Hinsicht in keinster Weise nach. Murphy und sein Tuscher Matt Hollingsworth wissen definitiv, wie man Atmosphäre erzeugt. Blickt man auf die Vergangenheit der Beiden zurück, ist das auch kein Wunder. Beide haben bereits an der Kubert School Unterricht genommen und haben in den vergangenen Jahren dutzende, tolle Titel abgeliefert.
So ist die Story nicht nur knallhart inszeniert. Gewalt und Schockmomente gehören hier durchaus zum guten Ton. Vielmehr überzeugt der DC Black Label Titel mit einer filmreifen und zutiefst packenden Atmosphäre. Nicht zuletzt die Farbgebung trägt ihren Teil dazu bei. Während das triste und dunkle Gotham auch in eben jene Farbtöne getaucht ist, sind es vor allem die Rückblicke, welche mit warmen Rot- und Brauntönen überzeugen und dadurch tolle Kontraste bieten.
Warm wird die Farbgebung vor allem auch dann, wenn der fiese Azrael a.k.a Jean Paul Valley, Nachfahre des Kults von St. Durmas, mit seinem flammenden Schwert für Unheil sorgt. Erfahrene Leser kennen den geheimnisvollen Schwertkämpfer u.a. aus Knightfall, wo er eine zeitlang selbst als Batman aktiv war, als dieser von Bane kampfunfähig gestellt wurde. In meinen Augen eine vorzügliche Wahl des Antagonisten!
Victor Von Fries – Das etwas andere Tie-In
Neben allen acht Kapiteln von Der Fluch des Weissen Ritters, beinhaltet der Sammelband auch das erste Tie In aus Sean Murphys ganz eigenem Universum. Fans betiteln es bereits als das „Murphyverse“. Der Weisse Ritter präsentiert: Von Freeze
Zur Verwirklichung des Titels hat sich der Autor niemand geringeren, als Klaus Janson geschnappt. Wer Band 1 kennt weiß, dass Mr. Freeze eine Vergangenheit hat, die tief im zweiten Weltkrieg und dem Deutschland des dritten Reichs angesiedelt ist. Janson, der selbst von einer Immigranten Familie aus Deutschland abstammt, verbindet also auch persönliches mit dieser Kreation. Sicherlich mit ein Grund, weshalb er Murphy hier sehr gerne geholfen hat. So sind seine Zeichnungen ein willkommener Kontrast zu denen von Murphy. Gerade hinsichtlich der Schattierungen erkennt man aber klar den Einfluss den Janson auf ihn ausgeübt hat.
Über das Tie In sagt Murphy selbst: Seht es als eine Art deleted scene aus Band 1 an. Genau das kann ich auch unterschreiben. Ein stimmiges und interessantes Tie In, welches lesenswert ist und keinem Fan vorenthalten werden sollte. Die etwas andere Inszenierung steht Mr. Freeze ausgesprochen gut!
Das verfluchte Fazit:
Batman: Der Fluch des Weissen Ritters ist eine sehr starke Fortsetzung zu einem Comics, welches sich von null auf hundert in die Riege meiner Favoriten befördert hat. Wie so oft, bringen Fortsetzungen zu Klassikern auch Skepsis mit. Doch in diesem Fall ist jede Skepsis vollkommen unbegründet. Zwar ist Der Weisse Ritter in meinen Augen das stärkere der beiden Bücher, das liegt aber wohl nur daran, dass die Geschichte damals gänzlich neu war und etwas runder daher kommt. Bei Band 2 kann man sich etwas ausmalen, was einen erwartet. Positiv ist aber definitiv, dass die Atmosphäre und die Geschichte als solche seinem genialen Vorgänger in nichts nachsteht! Mit Azrael wurde ein toller Gegner ausgewählt, der optisch und inszenatorisch nur selten besser aussah.
Aussehen ist natürlich nicht alles, doch egal ob es die Zeichnungen oder die Farbgebung ist – die Geschichte liest sich nicht nur sehr flüssig und spannend, sie sieht auch wahnsinnig gut aus! Batman selbst hat dabei einen interessanten Look spendiert bekommen. Sehr kantig und grimmig. Persönliche Meinung: Eine ältere Variante von Robert Pattinsons Batman, würde in diesem Look sicherlich überzeugend aussehen! Eure Meinung dazu? Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass Der Fluch des Weissen Ritters definitiv in jede gute Batman Sammlung gehört. Insbesondere in jene, die bereits den Vorgänger beinhalten. Eine starke und clevere Fortsetzung, welche definitiv Lust auf mehr macht!
- Erstveröffentlichung: 07.07.2020
- Autor: Sean Murphy
- Zeichner: Sean Murphy/Klaus Janson
- Preis: 27€
- Seiten: 268
- Format: Softcover/Hardcover
- Verlag: Panini Verlag
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