AP Grading – Comic Grading aus Deutschland – Lohnt es sich?
AP Grading ist ein renommierter Dienst für das Grading von Sammmelkarten wie Magic, Yu-Gi-Oh oder Pokemon usw. Mittlerweile bietet der, aus Deutschland stammende, Service auch das einsenden und Graden von Comicheften an. Damit will man nicht nur eine weitere Alternative zu den hoch angesehenen US Anbietern CGC und CBCS bilden, sondern vor allem das Comic Grading, im deutschsprachigen Raum pushen. Ich habe zwei Hefte eingeschickt, um den Service einmal unter die Lupe zu nehmen. In meinem Artikel lest ihr alles über AP Grading, wie der Service abläuft und welche Unterschiede ich, im Vergleich mit CGC, feststellen konnte.
Comic Grading, was ist das überhaupt?
Lässt man ein Comic bei einem der Anbieter graden (Verkapseln), wird zum Einen der Wert bzw. der Zustand des Heftes ermittelt. Von 0.1 (sehr sehr schlechter Zustand) bis 10 (Exzellent) wird gewertet. Je besser die Zahl, desto mehr wert könnte ein Heft sein. Nicht jedes Heft ist eine Wertanlage, nur weil es in einem Slab (der Hülle) steckt und versiegelt ist. Gerade sehr alte oder seltene Hefte, können eher im Wert steigen, als ein gerade frisch erschienenes. Oft lohnt es sich schon, ein Lieblingsstück der Sammlung graden zu lassen, wenn man es schlicht sicher geschützt haben möchte und einem die Optik eines solchen Heftes gefällt. Signierte Hefte können einen höheren Mehrwert bieten, wenn die Unterschriften durch einen solchen Service zertifiziert worden sind. In solchen Fällen gibt es entweder Vermerke in der Beschreibung (dem Label) oder gar farblich erkennbare Unterschiede, welche auf eine Unterschrift hinweisen.
Während für ein CGC Signature Label das Heft unmittelbar einem Mitarbeiter des Service übergeben werden muss, reicht im Falle von AP Grading z.B. auch ein Zertifikat, mit welchem eine Unterschrift ggf. authentifiziert werden kann. In Deutschland bisher lediglich von Sammlern im kleineren Kreis beliebt, sieht es in den Vereinigten Staaten deutlich anders aus. Dort ist Comic Grading ein riesiger Markt, auf welchem teils horrende Preise für diverse Hefte erzielt werden. Je höher das Grade, je seltener das Heft oder je größer der Artist der unterschrieben hat, desto mehr Gewinn kann ein Heft erzielen. Dieses Level wird der deutsche Markt potentiell nie erreichen. Doch es ist schön zu sehen, dass es nun eine relativ einfache (weitere) Alternative zum US Markt gibt. Hinsichtlich des Gradings von Sammelkarten ist das Unternehmen aus Niedersachsen bereits seit einigen Jahren hoch im Kurs und bringt daher viel Erfahrung mit.
AP Grading – Comics und mehr
Im Oktober 2022 kam die Meldung, dass AP künftig auch Comics versiegeln und authentifizieren wird. Der Aufschrei in der deutschen Comic Community war groß und folglich fand das Vorhaben ordentlich anklang. Ich selbst freute mich auch sehr über diese Alternative und sicherte mir direkt zwei Gradings, zum Frühbucherpreis. Leider folgte im Anschluss, eine lange Durststrecke an Informationen und Updates. So hieß es ursprünglich, dass im Januar 2023 die ersten Hefte an die Kunden zurückgeschickt werden. Trotz vieler Nachfragen usw., blieb der Service lange Antworten schuldig. Erst Mitte Juni wurde das Vorhaben, nach vieler Terminverschiebungen etc., in die Tat umgesetzt. Kein schöner, erster Eindruck für viele Neukunden. Hier hätte die Transparenz und die Kontaktrate, definitiv eine Verbesserung benötigt. Aber Fehler sind bekanntlich da, um gemacht zu werden.
Neben den obligatorischen Sammelkarten und nun auch Comics, können auch weitere Produkte eingesendet werden. Dazu gehören u.a. Magazine, Postkarten und mehr. Auch übergroße Sammelkarten können nun bewertet werden. Diese landen in den Slabs, welche auch für die Comics vorhergesehen sind. Leider ist der Kundensupport bis heute, eher schlecht als recht. Teilweise ausbleibende Antworten und fehlende Transparenz bei Verspätungen etc., wirken unprofessionell. Wie läuft denn nun das Grading ab und wie schlägt sich die Qualität, im Vergleich zur Konkurrenz?
Die Qualität
Zunächst sei gesagt: Der Ersteindruck fällt sehr positiv aus! Das Slab macht einen stabilen und wertigen Eindruck und gibt sich haptisch robust. Die Hefte selber sind in einer stabilen Form eingeschlossen, welche im inneren positioniert ist. Zwar haben die Comics ein wenig Spielraum und können, wenn man kräftig rüttelt, marginal bewegt werden, zu Beschädigungen und dergleichen, dürfte es dadurch langfristig allerdings nicht kommen. Dadurch, dass keine zusätzliche Folie über die Hefte geschweißt wird, erübrigt sich das Problem, dass sog. Newton Rings (später mehr dazu) entstehen. Eine Tatsache, welche mir sehr gefällt! Die Label mit Informationen zum Rating und den Heften, sind in einem ansprechenden schwarz/gold gehalten. Dadurch entsteht nicht nur eine, wie ich finde, schöne Optik. Die Label sind foliert und deutlich(!) weniger gewellt, als beispielweise bei EGS – der deutschen Konkurrenz. Ob eine zusätzliche Laminierung den leichten Wellengang generell verhindern würde, bleibt nur meine persönliche Annahme!
Während bei CGC Informationen auf dem Label landen, welcher Charakter ggf. einen Gastauftritt im Heft hat oder ob es sich u.U. um eine Key Issue (Wichtige Ereignisse, erster Auftritt Charakter XY etc.) handelt, bleiben diese Inhalte bei AP Grading leider außen vor (Update, siehe weiter unten). Hätte ich meine Daredevil #184 bei CGC eingesendet, wäre voraussichtlich ein Vermerk zum Auftritt des Punishers enthalten gewesen. Hier würde ich mir künftig ein Update der Labels wünschen. Darüber hinaus findet sich ein QR Code, welcher auf eine Seite führt, wo alle Infos noch einmal digital hinterlegt sind. Auf der Rückseite finden sich Angaben zum Zeitraum des Gradings sowie der individuellen Nummer. Bisher gibt es keine gesonderte Farbe für signierte Hefte, sondern lediglich ein Vermerk „Signiert: Max Mustermann“. Auch hier wäre langfristig eine optische Trennung durchaus wünschenswert, ähnlich wie CGC oder CBCS es handhaben. Dort ist das standard Label blau, die Signature Series gelb.
Das Verfahren
Der Eine oder Andere fragt sich bestimmt: Wie wird denn eigentlich beurteilt? Laut eigener Aussage habe man viel mit erfahrenen Personen und Spezialisten gearbeitet und sich schulen lassen, um das größtmögliche und ideale Ergebnis im Service liefern zu können. Dabei empfinde ich die Grades, welche ich erhielt, als sehr angemessen. Leichte Abnutzungen der Foil Oberfläche (Surfer) oder ein leichter Knick auf dem Cover (Daredevil) geben nunmal kein 9,6. Allgemein wird unter UV Licht geprüft ob Schmutz oder Fingerabdrücke vorliegen. Seiten werden auf Beschädigungen geprüft und soweit zu beurteilen, wird nichts ausgelassen, was ein ernstzunehmendes Grading enthalten sollte. Das Slab selbst, wird per Ultraschall verschweißt. Die Bewertungsskala von AP Grading, kann unterdessen auf deren Homepage im Detail eingesehen werden.
AP Grading vs. CGC
Steigt ein Unternehmen in das Grading Geschäft ein, muss es sich mit der Konkurrenz messen. Im Bereich der Comics wird daher zwangsläufig ein Vergleich mit CGC fällig. Bereits seit vielen Jahren ist das US Unternehmen auf dem Markt aktiv und gilt quasi als Vorreiter. Sowohl von Sammlern als auch Resellern, wird das Unternehmen hoch geschätzt und gilt damit oft, als die erste Anlaufstelle. CBCS besitzt zwar einen ähnlich hohen Stellenwert, ist jedoch weitaus weniger verbreitet. Neben dem weltweit angesehenen Status, überzeugt der Service häufig mit exklusiven Signierstunden mit den Größen der Welt. Davon ist das deutsche Unternehmen noch weit entfernt. Doch verstecken braucht es sich, meiner Meinung nach, nicht! Die AP Slabs sind geringfügig breiter. Im direkten Vergleich wirkt das CGC Produkt stabiler und wertiger und auch die größeren Label, mit den detaillierten Infos zum Heft etc., machen im Direktvergleich einen besseren Eindruck. Wellige Label etc. sucht man hier vergeblich.
Der für mich eindeutige Vorteil bei den AP ist jedoch der, dass die nervigen Newton Rings wegfallen. Dabei handelt es sich um sichtbare „Kreise“ innerhalb des Slabs. Diese entstehen, da die Folie über den Heften, gegen das Äußere der Kapsel drückt und durch die unterschiedlichen Beschaffenheiten der beiden Kunststoffe, entsprechend eine Reaktion hervorgerufen wird. Nicht schädlich für die Hefte, aber unschön für die Optik. Zwar kann mit einem Saugnapf kurzzeitig Abhilfe geschaffen werden, dauerhaft und sinnig ist die Lösung jedoch nicht. Wer eine ernsthafte Wertsteigerung und angesehene Resonanz erzeugen will, dürfte mit CGC sicherlich die bessere Wahl treffen. Generell bietet der deutsche Anbieter jedoch eine wertige und ansehnliche Alternative!
Das Fazit:
AP Grading bietet mit seinem neuen Service, rund um das Comic Grading, eine tolle Alternative. Gerade auf dem deutschen Markt, bietet sich hier eine weitaus gelungenere Variante, als wie bei EGS* der Fall. Schiefe und mit Staub versehene Hefte, stark gewellte Label und sehr große Slabs sucht das Nerdherz bei AP Grading vergeblich – Im positiven Sinne! Für rund 40€ erhält man ein hochwertig gegradetes Heft in ansehnlicher Hülle. Mit rund zwei Wochen durchlauf Zeit funktioniert das Spektakel, allein aus logistischen Gründen, weitaus schneller als die Konkurrenz aus Übersee. Leider kommt es hier jedoch häufig zu Verzögerungen! Wer große Wertsteigerungen erzielen will oder allgemein auf einen Wiederverkauf abzielt, der ist für den jetzigen Stand, bei CGC oder CBCS an der besseren Adresse. Wer sich an die Thematik herantasten will, das Konzept und die Optik mag oder schlicht seine liebsten Sammlerstücke sicherer aufbewahren will und ein Gefühl für den Zustand erhaschen will, der findet bei AP Grading eine solide Adresse.
Tipp: Rechnet man die 39,99€ für das Grading selbst, zuzüglich der 5,49€ (DHL, Paket) Eigenversand zum Dienstleister sowie den Versandkosten zurück zum Kunden, kann man allerdings in Erwägung ziehen, das Heft direkt zu CGC zu senden. Preislich tut sich (per ComicKing.de – CGC Send In Service) das kaum einen Unterschied und bietet dafür direkt den angesehenen US Dienstleister.
*EGS hat seinen Vertrieb mittlerweile eingestellt. Damit verbleibt AP Grading als, zur Zeit, einziger deutscher Grading Anbieter.
Sollte es Updates zum Service geben, werde ich diese künftig ergänzen!
- Website: www.apgrading.de
- Preise: Comic Grading – 39,99€/Karten – 19,99/12,99€ (zzgl. Versand zum Händler(Versand nach Hause)
- Dauer: 14 Tage (eigener Versand bis Rückversand) – Längere Wartezeit möglich
- Qualität Endprodukt: Hochwertig
- Wertsteigerung: Teilweise
- Kundenservice Qualität: Mangelhaft!
- Verpackung/Versand: Top Verpackung
- Professionell: Ja (Produkt)
Updates:
22.08.23: Umgang mit Zertifikaten – Antwort des Service: Zertifikate dürfen mit eingesendet werden und werden berücksichtigt. Beispielsweise um Signaturen anzuerkennen oder die Echtheit gewisser Hefte zu bestimmen. Diese werden allerdings nicht mit im Slab verkapselt, sondern dem Kunden, zusammen mit dem gegradeten Heft, zurückgeschickt.
Nachtrag – 14.10.23: Mittlerweile gelang die Info zu mir, dass Zertifikate oder andere „Belege“ für eine Signatur, NICHT berücksichtigt werden. Leider erhielt ich bis heute, keine Stellungnahme seitens AP Grading. Leider lässt der Kundensupport dahingehend deutlich zu wünschen übrig.
29.08.23: Update der Grading Skala – Bisher basierten die Grades auf der internationalen und üblichen Skala für Sammelkarten. Der Kritik zahlreicher Fans und Kunden hat man sich nun angenommen. Künftig basiert die Grading Skala auf jener internationalen, welche auch seitens CGC, CBCS usw genutzt und anerkannt ist. Bereits gegradete Hefte, welche ein 9,0 oder 9,5 Grade erhalten haben, dürfen kostenlos neu gegradete werden.
14.10.23: Gesonderte „Signature Series“ – Dies ist bislang nicht geplant. Weder per offensichtlicher Kennung, noch mit differenzierter Farbe des Labels. Zwar gibt es (stand heute) einen Witness, doch auf dem Label selbst wird voraussichtlich kein Vermerk alá „Witnessed Signature by“ aufgeführt. Der Mehrwert für Sammler ist damit nur bedingt gegeben. Auch hier gilt – Sobald ich mehr Informationen habe, findet Ihr diese hier. Ein offizielle Stellungnahme fehlt bislang.
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