Als die Kelloggs ihr Spielzeug verloren – Gründe und Gedanken
Als die Kelloggs ihr Spielzeug verloren. Wann ist das eigentlich passiert? Und wieso ist es passiert? Mit genau diesen Fragen beschäftige ich mich in diesem Artikel. Wie toll war es, wenn man eine neue Packung Smacks, Frosties und Co. bekommen hat. Neben einer leckeren Mahlzeit, gab es auch tolle und vor allem nerdige Goodies. Zu aktuellen Kinofilmen, zu Klassikern oder schlicht zu anderen Spielzeugen. Spaß war vorprogrammiert. Doch nach und nach, war der Spaß adé. Zwar lachen uns nach wie vor bekannte Figuren auf den Verpackungen an, doch von den liebgewonnenen Inhalten fehlt jede Spur. Ich habe Recherche betrieben und Kelloggs sowie Nestlé um ein Statement gebeten. Diese und vieles mehr lest ihr im nachfolgenden Blogbeitrag.
Es ist Samstag morgen, 8:00. Ihr steht auf, schleicht Euch in die Küche und seht eine verschlossene Packung Kelloggs. Es ist 2005 und Star Wars Episode 3 läuft in den Kinos. Auf der Verpackung grinst Euch Meister Yoda an und duelliert sich, in eurer Vorstellung, mit dem Frosties Tiger. Die offenen Packungen interessieren euch nicht und irgendwie geht es hier auch gar nicht um die essbaren Inhalte. Ihr wollt das Spielzeug, welches jeder Packung Kelloggs beiliegt – kleine Lichtschwerter, in dessen Klinge ein Kugelrätsel enthalten ist. Die Schulhöfe der Nation verwandeln sich in Schlachtfelder der Klonkriege und die seltenen Schwerter, werden gefragtes Tauschgut. Die Cornflakes schmecken, das Spielzeug ist toll, Freude!
So oder so ähnlich, wird es sicher vielen von uns gegangen sein, in den letzten Jahrzehnten. Fairerweise muss man natürlich erwähnen, dass auch andere Hersteller wie Nestlé und Co. solche Goodies in ihren Waren versteckt haben. Der Einfachheit halber, beziehe ich mich hier jedoch auf die wohl bekannteste Marke, rund um die leckeren Flakes. Als die Kelloggs ihr Spielzeug verloren, schien die Welt noch eine andere zu sein. Was damit genau gemeint ist, lest ihr weiter unten. Liegt der Verzicht auf die Dreingaben am Kostenfaktor, oder steckt mehr dahinter? Zuletzt wahrgenommen habe ich solche Dreingaben circa um 2012 herum. Seit den 1950er Jahren zauberte der US-Amerikanische Hersteller Lächeln auf die Gesichter der Konsumenten. Sticker, Karten und mehr gab es zu entdecken.
Als die Kelloggs ihr Spielzeug verloren – Wann gewannen Sie es?
Die ersten Spielzeuge, in Form von Stickern und Sammelkarten, gelangen in den fünfziger Jahren in die Packungen. Schnell beliebt, kurbelten sie den Markt bei jung und alt an. Über die Jahre entstand ein ausgeprägtes Sammelverhalten bei Fans. So wundert es wenig, dass die Dreingaben all die Jahre enthalten waren. Schließlich zogen auch weitere Hersteller nach. Das Spektrum an Cornflakes mit Goodies wuchs. Wenig verwunderlich, wurden die enthaltenen Extras über die Jahre immer ausgefallener und Ideenreicher. Aufklappbare Löffel mit Disney Motiven, Figuren oder Karten mit 3D Bildern uvm. Einige dieser Objekte (aufklappbare Löffel) waren alles andere als praktisch. Das war jedoch nur die Nebensache.
Ähnlich dem Prinzip der beliebten Überraschungseier von Ferrero, war nie ersichtlich, welches Goodie man in der Packung findet. Natürlich kam dies nicht von ungefähr. Schon vor Jahrzehnten wollte man an das „Jagdverhalten“ der Konsumenten und Sammler appellieren. So viele Packungen kaufen, bis man alle Produkte einer Reihe beisammen hat. Wenn man darüber nachdenkt, mag man sich gar nicht ausmalen, wie viele Tonnen Kelloggs über die vergangenen sieben Jahrzehnte entsorgt wurden….
Gründe: Stellungnahme seitens Nestlé
Im Zuge meiner Recherche um die Gründe für den Wegfall der Goodies, bat ich die zwei Platzhirsche im Sortiment, um eine Stellungnahme. Kelloggs äußerte sich bis heute nicht dazu. Die Pressestelle von Nestlé hingegen schon:
Fr. Lena Elke Müller begründete am 10.10.2022 wie folgt: „Nestlé hat sich freiwillig zu einer verantwortungsvollen Werbekommunikation verpflichtet – insbesondere gegenüber Kindern. An Kinder unter 6 Jahren richten wir grundsätzlich keine Werbung. […] Dazu zählt auch, dass wir auf Produktbeigaben wie Spielzeuge verzichten, die explizit Kinder unter 13 Jahren ansprechen und keinen edukativen Mehrwert bieten oder zu einem aktiven Lebensstil beitragen„. Sie führte fort: „Um eine verantwortungsvolle Werbekommunikation sicher zu stellen, halten wir uns an die strengen Vorgaben, die wir in den Nestlé Unternehmensgrundsätzen und weiteren internen Richtlinien verbindlich verankert haben. […] Wir wenden immer die strengste Regelung an.“
Nachdem ich diese Antwort erhielt, schaute ich mich erneut aktiv in einem der Müsliregale der üblichen Discounter um. Star Wars Figuren, lustige Tiere, Marvel Charaktere, Spiele welche ausgeschnitten werden können und ähnliches. Gleichzeitig stellte ich mir die Frage „Und davon soll ein 6 jähriges Kind nicht angesprochen werden?!“.
Der edukative Mehrwert
Um eines direkt klar zu stellen. Als junger Vater gehe ich mit der Ansicht einher, dass man jungen Kindern nicht zu viel Süßigkeiten bzw. ungesunde Nahrung geben sollte. Das hinsichtlich der Werbung und der Produktplatzierung hierfür eine Reform entstanden ist, in den letzten Jahren, ist proaktiv und richtig. Blickt man jedoch auf die Aussage „An Kinder unter 6 Jahren richten wir grundsätzlich keine Werbung„, hinterfrage ich die Sinnhaftigkeit. Denn auch wenn keine Spielzeuge mehr enthalten sind – Die bunten Tiger, Frösche und Bienen auf den Kelloggs, verleiten Kinder nach wie vor dazu, jene essen zu wollen! Gleichwohl empfinde ich die Aussage rund um den edukativen Mehrwert und den aktiven Lebensstil, überspitzt gesagt, als Zwiespältig.
Natürlich sind bunte (unpraktische) Löffel, Sammelkarten und dergleichen nicht wirklich lehrreich. Doch auf der anderen Seite, können solche Dinge dazu beitragen, gesellschaftliche Werte zu stärken. Kommunikation, aktiv mit anderen Kindern/Jugendlichen. Gleichzeitig, wenn ich an das eingangs erwähnte Beispiel der Star Wars Lichtschwerter denke, haben diese Dinge im Sommer ’05, für ordentlich belebte Schulhöfe gesorgt und mit dem enthaltenen Kugelrätsel, obendrein die Motorik gefördert. Diese Faktoren sind individuell zu betrachten. Doch in Gänze kann ich der getätigten Aussage nur bedingt zustimmen. Dafür müssten jegliche bekannte und bunte Charaktere, Ausschneidebilder und -spiele etc. von den Packungen verbannt werden. Kein Kind will Seitenbacher Bergsteigermüsli essen. Alle wollen lieber den bunten Frosties Tiger auf dem Tisch haben. Das Problem wurde allenfalls verlagert.
Auf der anderen Seite kann durch die Beigaben, auch die Klassengesellschaft einziehen. Wenn sich nicht jedes Kind bzw. dessen Familie die teuren Packungen leisten kann, könnte es zu Neid, bishin zu mobbing führen, weil Kind X es sich schlicht nicht leisten kann. Wo es ein A (Mehrwert durch Interaktion gleich altriger) gibt, kann es auch ein B (gesellschaftliches Ungleichgewicht) geben. Es gibt also durchaus Pro und Contra Faktoren.
Als die Kelloggs ihr Spielzeug verloren – Zeitgeist
Als die Kelloggs ihr Spielzeug verloren, hat sich die Welt gewandelt. Werbung sollte weniger verleiten und nicht zwingend an ein junges Publikum gerichtet werden. Vor einigen Jahrzehnten, als die Thematik anfing, war die Welt zweifelsfrei eine andere. Heute ist es nahezu unvorstellbar, was für Werbeanzeigen in den fünfzigern und sechzigern veröffentlicht wurden. Es ist verständlich, dass sich der Zeitgeist wandelt und Werbung und Produkte anders konzipiert werden. Man muss sich jedoch fragen, welchen Zweck dies erfüllt. Denn ob nun ein Spielzeug in der Packung liegt oder nicht – Kinder essen Kelloggs. Wenn der Smacks Frosch vor 20 Jahren ein Kind angesprochen hat, tut er dies heute auch noch. Froot Loops sprechen nun sogar Jungs (Tucan) und Mädels (Einhorn) gleichermaßen an. Wie bereits gesagt, wurde das Problem lediglich verlagert! Es fliegt nun weniger Plastik in der Wohnung herum, die Umweltbilanz konnte womöglich verbessert werden. Die genannte Begründung liefert in meinen Augen jedoch keine aussagekräftige Resonanz.
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Achtung: Jegliche Namensnennung oder Markierung von Firmen in diesem Artikel, geschah unbezahlt und werbefrei!
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2 Kommentare
nina wippsteerts
Zu gern hätte ich mal so etwas als Kind bekommen. Gewünscht habe ich es mir, aber meine Mutter hat nur gesundes Müsli gekauft. Und wir Kinder waren in der Regel nicht beim Einkauf dabei. Also könnten wir auch nicht nörgeln ☺️ Für unsere eigenen Kinder war so etwas (auch später) immer etwas ganz besonderes. Aber genau so, wie wir bemerken, dass Kinder zB zu St. Martin nicht mehr von Tür zu Tür kommen, um zu singen und Süßigkeiten zu bekommen (nein, nicht im Dunkeln, …nein, nicht doch, wir können uns etwas Richtiges leisten…), so sind diese tollen Kleinigkeiten heute vielleicht nicht mehr gut genug. Vielleicht sind auch die Preise gestiegen für die Produktion. Dieses Vorschieben von verantwortungsvollem Werben ist in etwa so wie eben auch das Krümelmonster, welches keine Kekse mehr bekommen darf. Es wird halt erwartet, Vorbildfunktion Das kommt wohl besser an.
Das sind alles nur Spekulationen meinerseits. Ein toller Ansatz für einen Artikel rund um diese Sammelfiguren
Liebe Grüße
Nina
renesnerdcave
Hallo Nina, danke für Dein Kommentar. Da gebe ich Dir vollkommen recht. Viele „Werte“ und „Gewohnheiten“ sind über die vergangenen Jahre fast schon in Vergessenheit geraten. Das ist sehr schade, vor allem für die Generationen, welche nun eigentlich genau an dem Punkt stehen, wo diese Dinge aktuell wären. Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen. Schade ist es aber definitiv. Gründe können vielseitig sein. Zu oft sind es aber eigentlich einfach zu lösende Probleme.