Kritik – The Falcon and the Winter Soldier – Heldenhaft auf Disney Plus
The Falcon and the Winter Soldier ist die zweite Serien-Auskopplung des Marvel Cinematic Universe, welche auf dem hauseigenen Streamingdienst Disney Plus zu sehen ist. Darin begleiten wir die Helden Sam Wilson (Anthony Mackie) und James „Bucky“ Barnes (Sebastian Stan) im Kampf gegen eine Terror-Organisation. Dabei haben sie die Rechnung jedoch ohne John Walker (Wyatt Russell) gemacht – dem neuen Captain America. Was es damit auf sich hat und noch vieles mehr, kann seit dem 19.03.2021 in sechs Folgen angesehen werden.
Nach den Ereignissen in Avengers: Endgame befindet sich die Welt im Wandel. Auch die Helden der Rächer kämpfen mit allerhand Problemen. Neben einigen Umbrüchen im Team, müssen die Beschützer der Erde auch mit persönlichen Dingen kämpfen. Viel Zeit zum verschnaufen bleibt jedoch nicht. Denn scheinbar hat es Baron Zemo (Daniel Brühl) mal wieder auf die Erde abgesehen. Das einstige Oberhaupt der fiesen Organisation Hydra steckt zwar im Knast, aber wie wir wissen, hindert das einen Oberschurken nicht am böse sein. Doch wer sind die ominösen „Flag Smashers„, welche schon bald auf der ganzen Welt für Aufsehen sorgen? Sam Wilson und Bucky Barnes müssen als Falcon und Winter Soldier als ungleiches Paar zusammenarbeiten, um der Situation Einhalt zu gebieten. Dabei merken sie allerdings, dass der neue Captain America keine große Hilfe ist…
Nachdem mit WandaVision bereits der erste Serienhit auf Disney Plus gelandet werden konnte, erreicht uns mit The Falcon and the Winter Soldier bereits die zweite Serien-Adaption im MCU. Inszeniert wurde die Serie von Regisseurin Kari Skogland. Diese hat zuvor Episoden für viele, beliebte Serien gedreht. So u.a. Boardwalk Empire oder Vikings. Sollte die Serie zunächst an diverse Buddy-Komödien der Achtziger und Neunziger Jahre angelehnt sein, gibt sie sich letztendlich deutlich ernster. Kevin Feige (CEO Marvel Studios) äußerte sich dazu und nannte sie eine bodenständige Reflexion der realen Welt. Ein Vergleich, welcher durchaus passt.
Ein Schritt in große Fußstapfen
Nachdem Steve Rogers den Schild an Sam Wilson übergeben hat, ist sich dieser nicht sicher, wie seine Zukunft aussehen soll. Er entscheidet sich den Schild der Regierung zu übergeben, welche ihn eigentlich im Museum ausstellen soll. Dass man plant einen neuen Captain America zu ernennen, wurde ihm verschwiegen. John Walker, gespielt von Wyatt Russell – sohn der Hollywood-Legende Kurt Russell (Das Ding/Once Upon a Time in Hollywood), soll künftig als Held der Vereinigten Staaten über das Land wachen. Falcon und der Winter Soldier sind davon alles andere als begeistert. Vor allem Bucky, der älteste Freund von Steve Rogers, hat damit seine Probleme. Denn Walker hält nicht viel von den Prinzipien des alten Captains. Er missachtet sie im großen Stil und sorgt so für ordentliche Reibereien.
Schauspieler Wyatt Russell erhielt Morddrohungen aufgrund der Tatsache, das Fans seine Rolle nicht mögen. Damit kommen wir unfreiwillig auf das Zitat von Kevin Feige zurück. Diese Tatsache alleine bestätigt, dass unüberlegte Handlungen oftmals große Konzequenzen mit sich bringen können. Das Russell lediglich seine Rolle spielt, welche auf einem Charakter basiert, den es bereits seit einigen Jahren in den Comics gibt, beachten viele Leute gar nicht. Ein trauriges Sinnbild unserer Zeit. Faktisch spielt er seine Rolle ausgesprochen gut. Dass ein Schauspieler infolgedessen derartige Drohungen erhält, ist eine Schande! Hate the character, respect the actor! Auch die Anführerin der Flag Smashers, Karli Morgenthau (Erin Kellyman), muss schnell feststellen, dass Ihre Taten fatale Folgen haben können. Ihr Vorhaben sorgt jedoch für Gewissens-Konflikte bei unseren Helden.
Falcon and Winter Soldier – Therapie-Sitzung?
Die sechs Folgen handeln allerdings nicht nur von John Walker und seinen Reibereien mit unseren Helden. Vielmehr bietet die Serie Platz für großartige Charakter-Entwicklungen. So wird Falcon Sam Wilson mit der Frage konfrontiert, wer er sein will. Kann ein schwarzer Mann das Sternenbanner tragen und Captain America sein? Auf der anderen Seite kämpft der Winter Soldier Bucky Barnes immer noch mit den Taten seiner dunklen Vergangenheit. Albträume und Reue sind sein stetiger Begleiter. Themen, welche ein Film unmöglich derart ausgiebig hätte behandeln können. Es sind nicht nur die zwei Titelgebenden Figuren, welche eine solche Entwicklung durchleben. Allgemein schafft es die Serie gekonnt, bekannte Figuren einzubinden und diese auf kommende Projekte „vorzubereiten“. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Disney Plus Serien auf lange Sicht eine deutliche Aufwertung für das Cinematic Universe bieten können.
The Falcon and the Winter Soldier gibt sich tonal sehr wie The Return of the First Avenger (Captain America – The Winter Soldier) von 2014. Dieser brillierte durch seine ernste Gangart und die großartigen Thriller-Anleihen. Mit ein Grund, wieso der Film noch heute einer der beliebtesten der Reihe ist. Wie auch der Film der Russo Brothers, bietet die Serie eine gute Basis, um auch wenig Comic-Affine Zuschauer an die Materie heranzuführen. Das Buddy-Element wird dabei zwar häufig offensichtlich, aber nie zu übertrieben untergebracht. Ein gelegentlicher Kontrast zur sonst dramatischen Unterhaltung.
Eine Welt, alle geeint!
Während die Serie vieles richtig macht, gibt es auch Grund für Kritik. So erleben wir hier ein typisches Problem, welches in meinen Augen viele Comic-Verfilmungen besitzen. Ihr kennt das sicher alle. Da gibt es diesen coolen Charakter (Held oder Bösewicht sei mal dahingestellt), welcher nun in einem Film oder einer Serie auftaucht. Die Screentime, in welcher dieser Charakter sein unverkennbares Markenzeichen trägt, ist allerdings überaus gering. So geht es mir in diesem Beispiel um Baron Zemo. Das er nicht mit seiner klassischen, lila farbenen Maske im Gefängnis sitzt macht Sinn. Doch wieso trägt er sie außerhalb „seiner vier Wände“ nur ein einziges Mal? Auch wenn eine Serie geerdet wirken soll, tragen solche Elemente zur Atmosphäre bei. Davon abgesehen gibt es allerdings wenig zu bemängeln. Wie bereits erwähnt – tonal macht The Falcon and the Winter Soldier alles richtig.
Auch atmosphärisch bewegt sich die Serie auf einem gelungenen Level. So sorgt der Spagat zwischen ernstem Thriller und lockerer Zweimann-Action für einen angenehmen Drive. Ob man letztendlich eine neue Terror-Organisation integrieren musste sei mal dahingestellt. Inhaltlich passt es sehr gut in das Konzept der Serie und sorgt nicht selten für kurzweilige und angeregte Unterhaltung. Einen Teil dazu beitragen tun unterdessen auch die Darsteller, welche allesamt einen hervorragenden Job abliefern. Ortskunde scheint jedoch keine sonderliche Stärke der Macher zu sein. Das hier dargestellte München ist von seinem Vorbild meilenweit entfernt – schade!
Das Fazit:
The Falcon and the Winter Soldier versteht sich nicht nur als eine direkte Fortsetzung zu Avengers: Endgame. Vielmehr bietet die Serie eine Plattform für interessante Charakter-Entwicklungen und damit verbundenen Konsequenzen. Dabei überzeugt sie jedoch nicht mit riesigen Effekt-Gewittern, sondern mit ihrer geerdeten Gangart. So stellen sich innerhalb der Handlung oftmals Fragen, welche problemlos auf unsere Gesellschaft umgemünzt werden können. Rassismus, Politik und der Kampf gegen organisierten Terror sind Themen, welche die Serie ausgesprochen gut integriert und behandelt. Fehl am Platz ist das Alles in meinen Augen keinesfalls. Denn schon seit vielen Jahren dienen Comics und die dortigen Helden als Inspiration und als Vorbild für ihre Leser. Infolgedessen bietet die Serie über zwei ungleiche Charaktere wie Falcon und den Winter Soldier einen willkommenen Kontrast, zu den sonst so bunten Produktionen in der Welt von Marvel.
Vor allem das Zusammenspiel der Titelgebenden Figuren ist es, was die Serie so gelungen macht. Auch die Hintergrundinformationen zu diesen wissen zu gefallen und geben ihnen mehr Tiefe. Es bleibt abzuwarten, in welcher Form die hier erschlossenen Handlungen in künftigen Produktionen wieder aufgegriffen werden. Sicher ist nur eines – es bleibt Spannend! Erfahrene Comic-Leser können sich diverse Handlungen sicher schon denken. Doch das MCU sorgt ja bekanntlich oft für Überraschungen. Als nächstes wartet Loki, der fiese Bruder von Thor darauf, seine eigene Serie zu erhalten – im Juni ist es soweit!
- Erstveröffentlichung: 19.03.2021 bis 23.04.2021
- Regie: Kari Skogland
- Darsteller: u.a. Anthony Mackie, Sebastian Stan, Emily VanCamp, Daniel Brühl
- Freigabe: ab 12 Jahren
- Länge: 50 bis 60 Min.
- Folgen: 6
- Staffeln: 1
- Erhältlich auf: Disney Plus
- Studio: Marvel Studios
- Genre: Superhelden/Drama/Thriller
Neues im Nerd Cave
- The Penguin – Düstere Mafia Machenschaften in Gotham – Kritik
- Agatha All Along – 5 Gründe, warum die Serie Spaß macht
- Superman: Lost + A Vicious Circle Bd. 2 – Kritik
Ihr wollt immer up to date bleiben und keine Reviews und Artikel verpassen? Dann folgt meinem Blog auf Facebook, Instagram oder Twitter und erhaltet dort noch viel mehr Input! Ich würde mich freuen!