Der Leuchtturm – Kritik – Verstörend gutes Kino!
Der Leuchtturm (OT: The Lighthouse) von „The Witch“ Regisseur Robert Eggers kommt am 09.04.2020 auf DVD und Blu-ray ins Heimkino. Das mit Robert Pattinson (Wasser für die Elefanten) und Willem Dafoe (Van Gogh, Anti Christ) besetzte Horror Drama besticht dabei mit einem Bild, welches man zuletzt in der Weimarer Republik und dem damaligen, expressionistischen Kino zuordnen könnte. Bereits im Kino polarisierte der Film und daher war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde. In meiner Kritik lest Ihr alles, was Ihr über den Film wissen müsst.
Ephraim Winslow (Robert Pattinson), einst Holzfäller in Neuengland, arbeitet für vier Wochen zusammen mit Thomas Wake (Willem Dafoe) auf einer Insel, auf welcher sie den Leuchtturm instand halten sollen. Wake ist ein alter Seebär, welcher nicht nur allerhand Seemannsgarn und Kauderwelch im Gepäck hat. Er ist auch der selbsternannte Chef der beiden. Relativ schnell macht er klar, dass die Bewachung der Leuchte sein Job ist. Der Rest gehört Winslow – die Drecksarbeit! Warum Wake einen neuen Kollegen braucht? Sein vorheriger kam auf seltsame Weise ums Leben – auf eben jener Insel…
So vergeht die Zeit und auf der von Stürmen geplagten Insel beginnen die Fronten sich langsam zu verhärten. Winslow sieht es nicht mehr ein Wakes Sklave zu sein. Spätestens als er gegen die Gesetze der Götter verstößt und eine Möwe tötet, richten sich die Insel und der Ozean gegen die beiden. Der Wind peitscht bestialisch und die See wird rau! Als dann auch noch der Vorrat zur Neige geht und sie das Boot verpassen welches sie abholen sollte, beginnt eine unaufhaltsame Abwärtsspirale.
Der Leuchtturm – Krachen und schreien!
Was Regisseur Robert Eggers hier erschaffen hat ist nicht nur wahnsinnig, es ist auch schön! Beängstigend schön. Denn alleine die Tatsache das im 1,19:1 Bildformat gedreht wurde, gibt dem Film eine extrem authentische Atmosphäre. Wie bereits erwähnt, fand dieses Format vor allem in den expressionistischen Filmen (z.B. Das Cabinet des Dr. Caligari, Deutschland 1920) der Weimarer Republik einhalt. Durch das kleine Format (sogar kleiner als 4:3) schafft es der Film, beklemmend zu wirken. Ein Gefühl, welches mehr als passend ist. Zwei Seemänner, für Wochen isoliert auf einer einsamen Insel, mitten im von Stürmen geplagten Meer. Doch zur Zeit der Jahrhundertwende war der Job essenziell. Die Entscheidung auf schwarz/weiß zu setzen, krönt den ohnehin schon gelungenen Look des Films ungemein. Es muss nicht erwähnt werden, dass nahezu alle Szenen im Freien gedreht wurden, oder? Tatsächlich sind viele der Stürme im Film tatsächlich über das Set gefegt.
Abgesehen von wenigen Seemannsliedern welche die beiden Protagonisten im Suff vor sich her singen, verzichtet Der Leuchtturm auf Lieder, nicht aber auf exzellentes Sound Design und orchestrale Musik. Doch das ist nicht schlimm. Der Sturm und die See sind laut! So laut, dass alleine das bereits als Score fungieren könnte. Wenn dann alle paar Minuten das Nebelhorn dröhnend laut ertönt, wird das Mark erschüttert! Bereits zu Beginn werden wir mit dem Horn konfrontiert. Etwas eigentlich so normales, entpuppt sich recht schnell als bedrohliches Zeugnis dessen, was die See für die beiden Leuchtturmwärter bereithält – völligen Wahnsinn! Es wirkt gar so, als würde uns der Film regelrecht anschreien und uns sein auf Zelluloid gebanntes Leid vermitteln wollen. Mehr dazu könnt Ihr bei Score Geek lesen.
Mythen, Folklore und Lovecraft
Was man schon bei The Witch gemerkt hat ist, dass Eggers extrem viel Wert auf Details legt. Egal ob es die Kleidung der Figuren ist, das Set-Design oder die Art ist, wie sie miteinander sprechen. Hier stimmt jedes noch so kleine Detail. Nicht wenige Einstellungen der Szenerie brennen sich erbarmungslos ins Gedächtnis. Durch die Optik wird dieses Gefühl nur verstärkt. Wenn selbst eine Möwe wie ein Bote der Hölle erscheint, dann wurde seitens des Designs alles richtig gemacht. Doch auch das Set selbst leistet seinen Teil. Der Leuchtturm und seine Häuser wurden eigens für den Film erbaut – auch hier nach historischen Vorlagen. Viele interessante Infos dazu gibt es auch im Making Of, welches im Bonusmaterial des Films zu finden ist.
Was darf in einem Film auf hoher See im 19. Jahrhundert nicht fehlen? Natürlich – Mythen! So wundert es wenig, dass Winslow im Laufe des Geschehens mehrmals mit einer Meerjungfrau konfrontiert wird. Ob sie real oder nur Einbildung ist? Wer weiß das schon. Überhaupt gibt es gerade in der zweiten Hälfte vieles, was Fragen aufwirft. Vieles, was gar an den Meister des Mythischen erinnert – H.P. Lovecraft. Das der Name „Howard“ im Film fällt, scheint unter diesem Blickpunkt schon kein Zufall mehr zu sein. Einige der Fragen bleiben unbeantwortet. Doch womöglich aus gutem Grund.
Tatsächlich kann man das Ende auf mehrere Arten deuten. Darauf kann ich leider nicht eingehen, da ich keine Spoiler einfügen will. Aber wir werden nicht nur mit einer erschreckenden Isolation der Protagonisten konfrontiert, welche erst in Verzweiflung und dann Wahnsinn ausufert. Auch die Psyche der Akteure wird extrem auf die Probe gestellt. Pattinson und Dafoe brillieren dabei ohne jeden Zweifel in ihren Rollen. Spätestens wenn auch der Zuschauer sein Gefühl für Zeit verliert merken wir, dass die Spirale sich unaufhaltsam zu zieht.
Die Ausstattung der Blu-ray
Zwar wurde der Film auf 35mm Band aufgenommen und im Format 1,19:1 gedreht, doch das Master ist dennoch in HD Auflösung. Entsprechend gut sieht die Blu-ray auch aus. Glasklares Bild darf man hier aber natürlich nicht erwarten. An der Optik gibt es also wenig auszusetzen, wenngleich das Format für den ein oder anderen sicherlich gewöhnungsbedürftig ist. Auch seitens des Sounds kann man hier nicht meckern. Zwar liefert die deutsche Spur keinen Atmos Sound, doch das gebotene Klanggewitter weiß zu überzeugen. Besonders gefallen haben mir die Extras. Neben 2 zusätzlichen Szenen, gibt es ein Audiokommentar mit dem Regisseur und darüber hinaus ein umfangreiches Making Of. Wem der Film gefällt, sollte da auf jeden Fall mal einen Blick drauf werfen. Man erfährt unglaublich viele, interessante Hintergrundinformationen.
Der Leuchtturm – Das Fazit:
Der Leuchtturm ist bei weitem kein einfacher Film. Der Zuschauer muss sich auf das gebotene Kammerspiel einlassen und offen für diese Art Film sein. Was einem dann geboten wird, ist nicht nur grandios, es ist Kunst. Von der ersten Sekunde an liefert der Film eine unglaublich dichte und beängstigende Atmosphäre, welche von einem schreienden und imposanten Score untermalt wird. Robert Pattinson und Willem Dafoe spielen ihre Rollen als Leuchtturmwärter in totaler brillianz und ergänzen sich dabei exzellent. Wer nach diesem Schauspiel immer noch daran zweifelt das Pattinson einen guten Batman spielen wird, der sollte den Film am besten erst gar nicht gucken (wenn er nächstes Jahr erscheinen sollte). Ein wahrer Albtraum aus Stürmen, Paranoia und Wahnvorstellungen prasselt auf den Zuschauer ein. Wer sich auf das Spektakel einlässt, wird bestens unterhalten!
Schreibt mir gerne wie Ihr das Ende deutet! Ich freue mich auf eure Nachrichten.
- Release: 09.04.2020
- Regie: Robert Eggers
- Darsteller: Willem Dafoe, Robert Pattinson
- Freigabe: Ab 16 Jahren
- Laufzeit: 110 Min
- Genre: Horror/Drama/Fantasy
Vielen Dank an Universal Pictures Home Entertainment für das bereitgestellte Rezensionsmaterial!
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