Kritik – Doctor Strange in the Multiverse of Madness – Horror Spektakel
Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist der zweite Solofilm, rund um den Magier Stephen Strange. Regisseur Sam Raimi (Spider-Man, Evil Dead Trilogie) betritt dabei allerdings ungewohnt düstere Gefilde. Strange und seine Mitstreiter müssen quer durch das Multiversum reisen, um America Chavez zu beschützen, die große Kräfte in sich trägt. Doch kann der Film überzeugen?
Nach den fatalen Ereignissen aus Avengers: Endgame und dem Kampf gegen Thanos ist, nach fünfjähriger Abstinenz, Ruhe in das Leben von Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) eingekehrt. Als er die Hochzeit seiner früheren Liebe Christine (Rachel McAdams) besucht, stiftet ein Tentakelmonster Unruhen in New York. Dabei trifft er auf America Chavez (Xochitl Gomez). Irritiert davon sie aus einem dunklen Traum zu kennen, nimmt er sich ihrer an. Sie offenbart ihre Kraft, in großer Angst durch das Multiversum springen zu können. Als Strange erfährt, dass sie von bösen Mächten verfolgt wird, wendet er sich an eine Hexe. Wanda Maximoff bzw. Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) soll ihm helfen…
Sam Raimi ist Marvel Fans vor allem für seine Spider-Man Trilogie mit Toby Maguire bekannt, welche er anfang der 2000er inszenierte. Zuvor erreichte er mit der legendären Evil Dead Reihe den Durchbruch. Mit der 28. Auskopplung des Marvel Cinematic Universe, lässt er es sich allerdings nicht nehmen, seinen eigenen Stil in die bekannte MCU Formel zu bringen. Herausgekommen ist ein turbulenter Genremix, welcher nicht nur eingefleischte Fans überraschen wird. Doctor Strange in the Multiverse of Madness soll dabei nicht nur Brücken zu neuen Projekten bilden, sondern vor allem auch Elemente der Disney Plus Serien wie WandaVision oder What If?! integrieren.
Doctor Strange im Geisterhaus
Mit 126 Minuten Laufzeit, ist der Film einer der kürzeren Beiträge im MCU. Das hindert ihn allerdings nicht daran, massig Kontent zu liefern. So werden u.a. neue Charaktere wie America Chavez eingebunden, alte Bekannte getroffen und gelegentliche Kameos eingebaut (ein Sam Raimi Film ohne Bruce Campbell?…). Zugegebenermaßen muss man jedoch feststellen, dass diverse Auftritte deutlich kürzer ausfallen, als einem lieb ist. Auch America Chavez wirkt gelegentlich wie eine Art Mittel zum Zweck, was durchaus schade ist.
Ein reiner Horrorfilm ist Doctor Strange 2 nicht geworden. Dennoch bietet er mehr Horrorelemente, als alle vorherigen Ableger des MCU zusammen. Raimi schafft es ausgesprochen gut, seinen bekannten Wahnsinn in den Film einzubauen. Dabei bewegt er sich an der harten Grenze der FSK12 Freigabe. Grafische Gewalt findet (fast!) immer im verborgenen statt. Aufgespießte Körper und herausgerissene Gliedmaßen sind allerdings enthalten. Besonders spooky wird es allerdings, wenn Raimi mit einem überaus cleveren Schnitt und Einstellungen, hervorragende Geisterhaus Elemente mit einbringt. Definitiv ein Faktor, den man bedenken sollte, wenn man den Film mit jüngeren Fans gucken möchte!
Ein Multiversum der Einfältigkeit
Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist zweifelsfrei ein bildgewaltiges Spektakel. Wenn die verschiedenen Magier und Hexen Kämpfe austragen, weiß man kaum wo man hingucken soll. Allgemein weiß das Setdesign gerade in den düsteren Szenen sehr zu gefallen. Dadurch entsteht nicht selten eine dichte Atmosphäre, welche, dank des jederzeit passenden Scores, oftmals unter die Haut geht. Obwohl wir wunderbare, dynamische Passagen in den Weiten des Multiversums sehen, bleibt das Thema als solches leider recht blass. In einer kurzen Sequenz in welcher die Helden durch verschiedene Wirklichkeiten springen, sehen wir u.a. eine Welt aus Farben, futuristische Welten, schwarz/weiße (Marvel Noir?) und viele andere. Leider bleibt es meist dabei.
In seinen Horrorfilmen zeichnet sich Raimi oftmals mit einem tollen Mix aus gruseligen Elementen und schwarzen Humor aus. Das klappt hier recht gut. Es sind vielmehr die oft unpassenden Lacher, welche sauer aufstoßen. Ein bekanntes Problem des MCU! Wenn Körper grafisch aufgespießt werden und Zombies erwachen, kann man sich diese Art des Humors gerne sparen. Alles andere als blass ist dagegen die Performance des Casts. Cumberbatch verleiht dem, mit sich selbst nicht im reinen stehenden, Magier neue Facetten und Olsen war als Scarlet Witch nie besser! Ob einem der Wechsel zwischen dem typischen MCU Geschehen und einem clever inszenierten Fantasy Horror gefällt, bleibt jedem selbst überlassen. Langweilig ist der Film allerdings nie.
Das Fazit:
Doctor Strange in the Multiverse of Madness von Sam Raimi ist ein bildgewaltiger Genremix, der die Grenzen zwischen klassischer Comic Action und Horror verschmilzen lässt. Cumberbatch und Olsen liefern starke Darbietungen ihrer Charaktere ab und neben vielen Easter Eggs, gibt es auch einige bekannte Gesichter zu sehen. Fan Service gehört mittlerweile zum guten Ton des MCU. Es sind gerade die düsteren und schaurigen Parts, welche bedingungslos begeistern. Auch wenn der Film weniger ein Fan Fest ist, wie es Spider-Man: No Way Home ist, liefert er erstklassige Unterhaltung für Fans. Zwar stößt gelegentlich unplatzierter Humor und eine leider etwas blasse Multiversums Thematik sauer auf, schlecht macht den Film das allerdings nicht. Schaut man sich den Film ohne Vorkenntnisse an, dürfte man aber ziemlich sicher vor dutzenden Fragezeichen stehen! Eines macht der Film ohne jede Frage: Viel Lust auf die kommenden Projekte aus der Welt von Marvel.
- Kinostart: 04.05.2022
- Regie: Sam Raimi
- Darsteller: u.a. Benedict Cumberbatch, Elizabeth Olsen, Benedict Wong, Xochitl Gomez, Rachel McAdams
- Freigabe: ab 12 Jahren
- Laufzeit: 126 Min
- Musik: Danny Elfman
- Genre: Superhelden, Action, Abenteuer, Fantasy, Horror
- Studio: Marvel Studios
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